Kathleen Weise: Blutrote Lilien
Titel: Blutrote Lilien
Verlag: Planet Girl (Thieneman), 2011
Seiten: 336
ISBN: 3522502183
Preis: 14,90 €
Die Versuchung: Das Buch hatte ich mir in der Arbeit aus dem Leseexemplarfundus gegriffen, weil mir das Cover sehr gut gefiel und der Klappentext eine aufregende Geschichte versprach.
Was habe ich erwartet: Einen spannenden historischen Roman mit Liebesgeschichte
Was habe ich bekommen: Ein „ganz nett“-Buch, das man leider wieder vergisst, sobald man die letzte Seite umgeblättert hat.
Paris, 1609: Die junge Charlotte de Montmorency betritt zum ersten Mal den königlichen Hof. Zuerst erscheint ihr alles wie ein großes Abenteuer, aber nur zu schnell bekommt sie Einblicke in die Welt hinter der prunkvollen Fassade. Sie erwischt ihren Verlobten, den Marquis de Bassompierre, beim Liebesspiel mit einer anderen Frau und stellt fest, dass Untreue bei Hofe für niemanden ein Grund ist, ein Eheversprechen zu lösen. Aber bald ist ihr untreuer Verlobter nicht mehr ihr einziges Problem: Ehe sie sich versieht, steckt Charlotte tief im Intrigengeflecht des französischen Hofes und der geheimnisvolle junge Mann, der ihr heftiges Herzklopfen beschert, scheint nicht viel für sie übrig zu haben…
Blutrote Lilien ist ein merkwürdig farbloses Buch. Ich habe es noch im Dezember gelesen und jetzt, Ende Januar, kann ich mich schon an kaum mehr etwas erinnern. (Die Rezension habe ich zum größten Teil direkt nach dem Lesen geschrieben).
Wie schon die Romane aus der „Liebe geht durch alle Zeiten“-Reihe in letzten Programm von Planet Girl ist „Blutrote Lilien“ historischer Roman light. Sicher, das geschichtliche Grundgerüst ist hier solider und die Figuren agieren nicht ganz so modern (wenn auch nicht immer völlig zeitgemäß), aber es besitzt die gleiche oberflächliche Leichtigkeit. Nur da, wo „Ein Herz auf Flügeln zart“ noch den Bonus hatte, dass es süß und niedlich war, rief dieses Buch bei mir kaum Emotionen hervor.
Es ist ein solide geschriebener Roman, um das mal vorauszuschicken. Die Sprache ist angenehm, sehr flüssig, besser als das, was ich bei vielen anderen deutschen Autoren in diesem Bereich gewohnt bin.
Aber der Geschichte und den Figuren fehlt die Lebendigkeit und Tiefe. Während der Klappentext aufregende Intrigen und Giftmorde verspricht, plätschert im Roman die Handlung nur vor sich hin. Das ist nicht wirklich langweilig, stellenweise sogar recht spannend, aber man wartet immer auf den Moment, in dem die Geschichte so richtig anzieht, sich die Schlinge zuzieht und die Konflikte sich zuspitzen. Der kommt zu meinem Leidwesen erst ganz zum Ende, als ich bereits das Querlesen begonnen hatte.
Das eigentliche Problem sind aber die Figuren, denen es an Leben fehlt. Charlotte ist eine eher blasse Protagonistin, bei der nur in seltenen Fällen der Funke einer interessanten Persönlichkeit aufblitzt. Dennoch wird ihr von den verschiedenen Figuren des Romans immer wieder gesagt, was für eine „besondere“ Person sie doch wäre. Was nicht nur ermüdend, sondern auch ärgerlich ist, in Anbetracht der Tatsache, dass Charlotte wie ein relativ normales junges Mädchen wirkt.
Noch schlimmer trifft es den armen Prinzen Condé, der darf nämlich immer nur am Fenster stehen und zu Charlotte hinüberblicken, bis er bei der Mitte des Romans endlich seinen ersten Auftritt hat. Dann darf er noch ein paar beleidigende Sätze loswerden, sich merkwürdig widersprüchlich verhalten und erst gegen Ende hat er einen etwas längeren Auftritt. Das ist insofern problematisch als das Buch auch eine Liebesgeschichte ist, die nur schwer mitzufühlen ist, wenn das männliche Objekt der Begierde dem Leser weitgehend fremd bleibt. Ich zumindest könnte jetzt am Ende keine Aussagen über den Charakter des Prinzen treffen.
Es gibt noch eine Sache, die ich ein wenig Schade finde und sie betrifft die geschichtlichen Hintergründe. Ich bin eine historische Niete. Gut, mit dem Konflikt um die Hugenotten konnte ich etwas anfangen, aber Frankreich im 17. Jahrhundert ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Die historischen Fakten werden in diesem Roman extrem spärlich ausgeteilt. Es reicht, um die Geschichte zu verstehen, aber man fühlt sich nie wirklich Zuhause in der Zeit, weil man zu wenig über sie erfährt. Ich verstehe gut, dass man das nicht alles in den Roman packen konnte, weil er sonst zu überladen und kompliziert geworden wäre. Aber warum dann kein schönes Glossar und ein ausführliches Nachwort, in dem Hintergründe erklärt werden? Da die meisten Figuren des Romans ja tatsächlich gelebt haben, wäre es schön gewesen zu wissen, an welchen Stellen sich die Autorin die schriftstellerischen Freiheiten genommen hat, die sie am Ende andeutet und man etwas über das weitere Schicksal der Beiden erfahren hätte. Es ist ja kein Problem, ein historisches Thema in einer etwas leicht verdaulicheren Form für Jugendliche zu präsentieren, aber ein paar harte Fakten als Ergänzung wären wirklich schön gewesen.
Für mich bleibt das Buch ein schnell zu lesender, unterhaltsamer Roman, dem aber der Zauber und die Lebendigkeit fehlt. Ein Buch, das nicht wehtut, aber auch nicht begeistern kann.
Wertung: 3,0 (von 5,0)