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Eine Autorin muckt auf und andere ziehen nach…

11. April 2011

…oder warum eine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte offenbar nach Meinung bestimmter Personen nicht in eine Anthologie für jugendliches Publikum passt.

Wer häufiger in amerikanischen Blogs liest, der hat den Konflikt um die YA-Anthologie „Pretty Wicked Things“ sicher mitbekommen. Gerade habe ich gelesen, dass dieser Kurzgeschichtenband nun tatsächlich gar nicht erscheinen wird. Grund genug für mich, den interessanten Vorfall hinter dieser Entscheidung noch einmal in aller Kürze für die zusammenzufassen, die ihn nicht mitbekommen haben. Ich empfehle besonders das englischsprachige Livejournal von Cleolinda, die alle relevanten Quellen zusammengetragen und die Ereignisse gut zusammengefasst hat.

Um was ging es also?
Begonnen hat das alles schon im März, als die Autorin Jessica Verday (The Hollow, The Haunted) öffentlich bekanntgab, dass sie ihre Geschichte aus „Pretty Wicked Things“, einer Anthologie mit Fae-Geschichten für Jugendliche, zurückziehen werde. Der Grund: Die Lektorin Trisha Telep hatte ihr nahegelegt, aus einem ihrer männlichen Helden ein Mädchen zu machen. Dieser Held verliebt sich nämlich – und zwar in einen anderen Mann. Telep erklärte ihr, dass der Verlag keine gleichgeschlechtliche Liebesgeschichte in seiner Anthologie wolle.

Kurz zur Erklärung: Bei der Anthologie handelt es sich um eine Zusammenarbeit des amerikanischen Verlags Running Press und des britischen Verlags Constable & Robinson. Trisha Telep ist freie Lektorin, die im Auftrag bereits diverse dieser Anthologien zusammmengestellt hat. So wie ich es verstehe, bekommen die Autoren auch nur ein einmaliges, niedriges Honorar, während die Lektorin am Gewinn beteiligt wird. [Nachträgliche Anm.:  In diesem Zusammenhang ist das Wort „Herausgeberin“ als Übersetzung für den englischen Begriff  „editor“ vielleicht passender.]

Nachdem Verday den Grund ihrers Rückziehers öffentlich dargelegt hatte, war die Empörung der Leser verständlicherweise groß. In den Kommentaren zu diesem Eintrag meldete sich schließlich auch Trisha Telep zu Wort (Verday hat diesen Kommentar später zu ihrem weiter oben verlinkten Eintrag hinzugefügt). Sie stellte klar, dass der Verlag gar nichts mit ihrer Entscheidung zu tun gehabt habe. Wie sie jetzt wisse, hätte er die Geschichte sogar gerne in der Anthologie gesehen. Es sei ein Irrtum ihrerseits gewesen, nachdem diese Anthologien für Jugendliche, was Sex angeht, eher zurückhaltender sind, dachte sie, dass sie es auch wären, wenn es um „alternative“ sexuelle Ausrichtungen geht.
[Eine sehr unglückliche Aussage, weil es klingt, als würde die Tatsache, dass einer der Charaktere ein Junge und kein Mädchen ist, die Geschichte in irgendeiner Weise anstößiger machen. Wobei genau das leider viele Leute denken. Ob Telep selbst so denkt oder ob sie nur einfach beim Publikum nicht anecken wollte, da will ich gar nicht mutmaßen. Es gibt allerdings auch Gerüchte, wonach sie zu früheren Anlässen Ärger von Running Press wegen zu „extremer“ Inhalte bekommen habe. Möglich, dass das der Hintergrund ihrer Entscheidung ist.]

Mit dieser sehr laxen Entschuldigung, die viele nicht als eine solche auffassten, hatte sie dann erst recht Öl ins Feuer gegossen. Die Sache begann sich auszubreiten, viele Blogs berichteten darüber und eine Reihe von Autoren zog ihre Beiträge aus dieser und anderen Anthologien von Telep zurück. Darunter Seanan McGuire (Rosemary & Rue / Winterfluch), Lisa Manchev (Eyes Like Stars), und Ann Aguirre (Grimspace). Melissa Marr bat den Verlag, ihren Namen, der im Klappentext als Vergleich erwähnt wird, vom Buch zu entfernen. Weitere Autoren, darunter Caitlin Kittredge, kündigten an, nie wieder mit Telep kooperieren zu wollen.

Nun meldeten sich auch die Verlage zu Wort und gaben ihre Statements ab. Verday veröffentlichte auch diese in ihrem Blog. Unter anderem stellten sie darin klar, dass sie trotz ihrer „Fehlentscheidung“ weiter zu Trisha Telep stehen. [Was wiederum von Vielen nicht sehr positiv aufgenommen wurde …]

Eigentlich war die Sache schon wieder am abkühlen, als letzten Montag ein Artikel in „Publishers Weekly“ erschien, in dem sich Christopher Navratil von Running Press zu dem Thema äußerte. Er verglich den Vorfall mit Cybermobbing [Entweder ein wirklich dummer, unabsichtlich hinkender Vergleich oder aber berechnende Absicht] und behauptete, es wären falsche Informationen verbreitet worden. Verday habe in ihrem Blog Running Press der Intoleranz und der Zensur beschuldigt. Und andere Autoren hätten deshalb, weil sie falsch informiert gewesen wären, ihre Texte zurückgezogen.

Das löste dann eine erneute Welle der Empörung aus. Denn zum einen beinhaltet Verdays Eintrag natürlich keine Anschuldigungen, sondern gibt nur wieder, was die Lektorin ihr als Begründung genannt hatte. Zum anderen hat sie jede klarstellende Erklärung von Telep und auch von den Verlagen sofort in ihrem Blog veröffentlicht. [Vom Verbreiten unwahrer Tatsachen kann also keine Rede sein, ganz im Gegentail, fairer hätte sich Verday nicht verhalten können.]

Das wiederum erweckt bei einigen nun den Eindruck, dass hier eher der Verlag Verday mobbt als umgekehrt. Eine Autorin, die einfach so negative Gerüchte über ihren Verleger verbreitet und ihn damit eine ganze Reihe von Autoren kostet, könnte in Zukunft in der Verlagslandschaft einen schweren Stand haben. Ausgerechnet ein Branchenmagazin wie „Publishers Weekly“ als Medium zu wählen, ist natürlich auch reichlich unfair, weil es eine wesentlich höhere Reichweite hat als Verdays Blog. Im Gegensatz zu ihr lässt der Autor dieses Artikels nämlich nicht beide Seiten zu Wort kommen.

Keiner der beteiligten Autoren hat sich letztlich wirklich einen Gefallen getan. Die Texte waren bereits fertig und werden jetzt nicht bezahlt, weil sie ja freiwillig zurückgetreten sind. Zudem haben sie sich natürlich um eine Publikation gebracht, die zu ihrem Bekanntheitsgrad beigetragen hätte und eventuell haben sie sich auch Chancen verbaut, weil man sie jetzt als Unruhestifter sieht.

Aber immerhin haben sie jetzt die Hochachtung einer ganzen Reihe von Lesern, die den Vorfall verfolgt haben. Und auch für die Texte scheint sich eine Lösung zu finden: Autor Jim C. Hines (Die Goblins) hat 100 Dollar für jede heimatlose Geschichte geboten, die er auf seinem Blog veröffentlichen würde. Über einen entsprechenden Button könnten dann Leser spenden. Alles, was über die Deckung der Kosten hinausgeht, wird dann geteilt: Die Hälfte erhält der Autor, die andere Hälfte geht an eine „LGBTQ“-freundliche Einrichtung. Ich weiß nicht, ob einer der Autoren dieses Angebot annehmen könnte, aber es könnte durchaus der Grundstock zu einer weiteren Zusammenarbeit der betreffenden Autoren sein (warum nicht als E-Book selbst veröffentlichen?).
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass ein anderer Verlag auf die Idee kommt, die Anthologie zu übernehmen.

Spannend bleibt der Vorfall für mich allemal, weil so viele interessante Aspekte mit ihm zusammenhängen. Sei es die Sorge der Verlage, mit bestimmten Themen bei einem Teil des Publikums anzuecken. Oder generell die Haltung des Publikums zu genau diesen Themen (da könnte ich auch einiges erzählen …).
Interessant auch, welche Dynamiken die Möglichkeiten des Social Web freisetzen. Es ist erfreulich zu sehen, wie sich die Autoren in dieser Sache solidarisiert haben. Gleichzeitig zeigt der Vorfall auch, dass der Zauber von Social Media schneller verfliegt, als man einen dummen Kommentar im öffentlichen Raum hinterlassen kann, der dann hundertfach weiterverbreitet wird.
Ein weiterer spannender Nebeneffekt ist die Aufruhr, die solche Sachen immer auslöst. Jeder empört sich, jeder berichtet und – da mag Navratil durchaus Recht haben – es werden falsche oder halbwahre Informationen und Mutmaßungen zu Tatsachen gemacht, an denen sich die ganze Geschichte noch mehr aufbauscht. Zum Beispiel bin ich mir nach wie vor nicht sicher, dass die Lektorin die intolerante Böse ist, zu der viele sie jetzt machen.

Es ist noch eine Menge mehr in der Sache gesagt worden, was ich jetzt ausgelassen habe, damit der Beitrag nicht vollends verwirrend wird und keine epischen Ausmaßen annimmt. Wer sich genauer einlesen möchte, dem sei noch einmal das Livejournal empfohlen, das ich zu Beginn erwähnt habe.

Falls jemand bis hierher durchgehalten hat, würde mich auch eure Meinung dazu interessieren.

21 Kommentare leave one →
  1. 11. April 2011 20:40

    Wooooooooooooooooooooow! Du hast dich aber wirklich intensivst damit auseinander gesetzt. Ehrlich gesagt, habe ich davon nichts mitbekommen und hätte auch nicht weitergelesen, wenn es nicht um Jessica Verday ginge, von der ich ein (recht schönes ;)) Buch gelesen habe!
    Meine Meinung:
    Ich finde es irgendwie komisch, dass in Amerika so eine Anstößigkeit an Homosexualität in Büchern gefunden wird. „Nightshade“ von Andrea Cremer wird da teilweise auch komisch beäugt, obwohl die Homisexualität dort sogar mehr nur Nebenschauplatz ist, als alles andere. Wer wie nun recht oder unrecht hatte, ist im Nachhinein schwer nachzuvollziehen, als nicht beteiligte Person. Ich finde aber, dass man es dabei hätte belassen müssen, dass Jessica Verday ihre Gründer des Rücktritts nennt, ob diese nun falsch oder richtig verstanden wurden. Dass daraus so eine unfair gestellte Schlammschlacht lostritt ist doof und traurig, aber irgendwie so üblich…

    Vielen Dank für diese zusammengefassten Infos!

    Liebe Grüße,

    Charlousie

    • 11. April 2011 21:33

      *lach* Ich bin immer ein wenig besessen davon, solche kleinen Skandälchen nachzulesen. Wobei ich in dem Fall ohne das von mir verlinkte Journal irgendwann aufgegeben hätte, ich bin nämlich eher spät auf die Sache aufmerksam geworden, als sie schon sehr unübersichtlich war.
      Ich denke, dass das nicht nur in Amerika ein Problem ist. Ich habe auch hier schon alberne Reaktionen auf dieses Thema erlebt. Es gibt immer Leute, die sich davon angepiekst fühlen, warum auch immer. Lustig ist ja, dass gerade Melissa Marr, an deren „Wicked Lovely“ der Titel dieser Anthologie angelehnt ist, selbst in ihren Büchern homoerotische Elemente hat. Die Geschichte hätte also sehr gut in die Sammlung gepasst.
      Die Schlammschlacht ist bedauerlich, ja, aber leider so typisch für dieses Hochkochen von Dingen im Netz.

  2. 11. April 2011 20:46

    Da ich selbst kaum auf englischsprachigen Blogs unterwegs bin, ist die Sache natürlich vollkommen an mir vorbeigegangen. Deswegen danke für die Erleuchtung!
    Ich finde es mutig und richtig, dass die Autorin damit an die Öffentlichkeit gegangen ist. In welcher Zeit leben wir denn, wenn gleichgeschlechtliche Liebe – und dann auch noch so harmlose wie in einer jugendfreien Anthologie – immer noch nicht akzeptiert wird? Ich hoffe, die Autoren finden einen besseren Weg für die Veröffentlichung ihrer Kurzgeschichten 🙂

    • 11. April 2011 21:34

      Ja, das hoffe ich auch.
      Vor allem auch, weil ich jetzt Verdays Geschichte unbedingt lesen möchte! 😉

  3. 11. April 2011 21:04

    Danke, dass Du das alles zusammengefasst hast. Mir selbst ist das völlig entgangen.
    Wenn ich also allein von Deinem obigen Text ausgehe, tut mir Frau Telep eigentlich ziemlich leid. Sie macht die „Gesetze“ der dortigen Verlage nicht und ich denke, sie hat inzwischen genug Erfahrung (da gibts ja massig Anthos mit ihrem Namen drauf und einige sind sehr direkt erotisch) um professionell mit so einem Thema umzugehen, egal wie sie selbst darüber denkt.
    Ich hoffe, die Autoren, die Du genannt hast und von denen ich alle kenne und mag, haben sich gut informiert, ehe sie diesen Schritt gegangen sind. Vielleicht ist es auch bissl der Gruppenzwang gewesen, wenn es so hohe Wellen schlägt, wer weiß. Oder sie wollten generell für das Thema mal eine Bresche schlagen. Wie oft wünschen wir uns in Deutschland, dass ein Nebenpaar einer Serie ein eigenes Buch bekommt und werden es doch nicht lesen: weil es eine gleichgeschlechtliche Liebe wäre.
    Andererseits gibt es einige, inzwischen sogar namhafte, Verlage, die diesem (Sub-)Genre viel Raum bieten.
    Für mich klingt das alles nach einer Geschichte voller Missverständnisse, die durch die Gegebenheites des www viel zu hohe Wellen geschlagen hat. Es war wohl nur eine Mücke, aus der man einen Elefanten gemacht hat, obwohl nur ein klärendes Gespräch in natura (vieles wird ja zwischen Autoren/Lektoren ebenfalls virtuell abgewickelt) nötig gewesen wäre.
    Schade um die Geschichten ist es doch.

    • 11. April 2011 21:52

      Ich bin da hin- und hergerissen. Ich glaube auch nicht, dass Telep oder der Verlag – wer auch immer für die Entscheidung im Hintergrund verantwortlich ist – wirklich homophob sind. Ich glaube eher, dass da versucht wurde, beim Publikum möglichst nicht anzuecken. Du hattest ja selbst davon berichtet, dass zum Beispiel Yasmine Galenorn von Fans angegriffen wurde, weil eine ihrer Figuren ihre Bisexualität in den Büchern auslebt. Ich hätte mir gewünscht, dass hier der Verantwortliche das gleiche Rückgrad besessen hätte.

      Das sage ich als jemand, der absolut versteht, wenn ein großer Mainstream-Verlag davor zurückschreckt, einen Roman mit einem homosexuellen Hauptcharakter zu veröffentlichen, weil ich ganz gut weiß, wie schwer sich diese Stoffe bei einem breiten Publikum tun und dass ein Verlag auch von etwas leben muss. Aber bei einer Geschichte unter vielen in einer Anthologie, sollte man so viel Mut schon haben. Ich fände es falsch, das Thema in der „Special Interest“-Nische zu lassen.

      Ich finde in Ordnung, was Verday und die anderen Autoren der Anthologie gemacht haben, indem sie zurückgetreten sind und damit ein Zeichen gesetzt haben. Etwas mehr Bauchschmerzen machen mir die, die nun ihren Telep-Boykott ankündigen. Einfach, weil wir zu wenig wissen, um sagen zu können, was ihre Motivation war und ob im Hintergrund nicht doch Druck vom Verlag stand. Ihr unbedachter Kommentar hat sie leider ziemlich schlecht dastehen lassen und der Rummel, den die amerikanischen Blogger, die ohne ihr monatliches Skandälchen offenbar nicht leben können, darum gemacht haben, tat dann das Übrige.

  4. 12. April 2011 08:04

    Vielen Dank für diesen informativen post! Ich habe diese Diskussion leider nicht mitbekommen, finde aber dass es der damaligen Diskussion zu dieser „100 Young Adult Books for the feminist reader“-Liste ziemlich ähnelt. Da kamen auch heiße Diskussionen auf, weil plötzlich einige Titel von der Liste entfernt wurden, da sie angeblich zu heikle Themen anstießen. Im Anschluss daran haben sich einige Autoren solidarisch gezeigt und wollten ebenfalls von der Liste gelöscht werden, usw.

    Das war auch eine ziemliche Schlacht an Kommentaren und Beschuldigungen, die da im Netz die Runde machten. Wenn ich dann auch noch diese hier sehe, dann glaube ich, dass manche Autoren einfach zu schnell überreagieren. Hätte sich in diesem Fall Verday ersteinmal anständig mit dem Verlag in Verbindung gesetzt, hätte sie gleich von Beginn an feststellen können, dass die Lektorin sich hier geirrt hat und die Geschichte sehr wohl ihren Platz im Buch gefunden hätte (vorausgesetzt natürlich, dass das alles auch genauso abgelaufen ist). Somit hätte sich diese Aufregung gleich ins Nichts aufgelöst. Wieso man dann aber gleich eine öffentliche Stellungnahme machen muss, ohne mal mit den Verantwortlichen gesprochen zu haben, kann ich nicht nachvollziehen. Viele scheinen einfach nicht zu verstehen, was das Internet heutzutage ausrichten kann.

    Was so manche Leute denken, was heutzutage in Jugendbüchern vorkommen darf und was nicht, ist aber wirklich interessant zu verfolgen. Es scheinen einige der Meinung zu sein, dass Homosexualität oder so manche traumatische Ereignisse nichts in Jugendbüchern zu suchen hätten. Diese Meinung teile ich allerdings nicht. Ich möchte gar nicht wissen, was mittlerweile alles so editiert und raus genommen wird, um die armen Jugendlichen nicht zu verschrecken, und wovon wir Leser gar nicht erst etwas mitbekommen…

    • 12. April 2011 09:55

      So einfach ist die Sache, glaube ich, nicht. Die Lektorin ist der einzige Kontakt, der zwischen Verlag und Autoren besteht, auch der Vertrag wird in diesem Fall mit der Lektorin geschlossen und nicht mit dem Verlag (irgendwo tauchte einer der Verträge mit geschwärzten Stellen auf), entsprechend ist sie die, die den Autoren gegenüber entscheidet und die einzig Verantwortliche.
      Das fertige Produkt verkauft sie dann wiederum an den Verlag (und muss sich dann selbst gegebenenfalls rechtfertigen, wenn das Ergebnis nicht dessen Vorstellungen entspricht).
      Deshalb habe ich auch hinzugefügt, dass es sich um eine freie Lektorin handelt, die den Auftrag zur Erstellung einer Anthologie zu einem bestimmten Thema bekommt. Das ist wieder etwas anders, als würde es sich um eine hausinterne Lektorin handeln.

      Ich kann nach wie vor verstehen, warum Verday das getan hat, auch wenn es vielleicht etwas kurzsichtig war. Es ist ganz gut, wenn so etwas mal an die Öffentlichkeit kommt. Darum ging es vielen der Autoren auch, sie wollten einfach ein Zeichen setzen. Wie du sagst, wir wissen oft gar nicht, was im Hintergrund herauseditiert wurde. Insofern finde ich es in Ordnung. (Auch wenn natürlich mal wieder kräftig überreagiert wird).

      Oh ja, die „100 Books …“-Diskussion war an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Erst die Verantwortlichen, die die Bücher nach den Beschwerden einiger weniger zurückziehen und dann zugeben, dass sie sie gar nicht gelesen haben (Oh Mann…). Und dann die öffentliche Empörung und die Autoren, die plötzlich auch nicht mehr der Liste sein wollten. -_- Da finde ich den Aufreger hier schon ein klein wenig gerechtfertigter.

  5. 12. April 2011 12:46

    Achja, sie mal an! Das wusste ich gar nicht, dass das mit Lektorin und Verlag so gestrickt ist, das rückt die Sache natürlich wieder in ein ganz anderes Licht. 🙂 Dann kann ich die Autorin auch ein stückweit eher verstehen.

    Dass es grundsätzlich an die Öffentlichkeit gerät finde ich auch nicht schlecht, schade nur wenn dann solch ein Hick-Hack draus wird, bei dem man nicht mehr nachvollziehen kann, wer denn nun hier wann was warum gesagt hat. ^^

  6. 12. April 2011 19:28

    Ich habe das auf den englischen Blogs Schritt für Schritt mitverfolgt. Hatte auch überlegt darüber zu bloggen, aber nun hast du das ja übernommen 🙂

    Generell finde ich es gut, dass die Autoren sich so etwas nicht gefallen lassen. Es ist eine Schweinerei, dass Jessica ihre Charaktere in M/F umwandeln sollte.
    Ich finde es klasse, dass so viele der anderen Autorinnen sofort mitgezogen haben und öffentlich darüber geschrieben haben. Viele von denen sind eh schon veröffentlicht und haben sich einen Namen gemacht, von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass sie in Zukunft bei Verlagen Probleme haben werden. Schwerer stelle ich mir das für die Verlagsdame und den Verlag vor… ob die das wirklich so verdient haben, ist fraglich.

    • 12. April 2011 19:52

      *lach* Ich habe selbst auch eine Woche lang herumüberlegt, ob ich etwas darüber schreiben soll oder nicht.

      • 12. April 2011 20:01

        Gut dass einer von uns sich aufgerafft hat 😉
        Manchmal bin ich echt beeindruckt, was an der deutschen Bloggerwelt so alles vorbeigeht.

  7. 13. April 2011 18:42

    Ich lese offenbar die falschen US-Blogs dieser Tage – oder hatte in den letzten zwei Monaten einfach zu viel Streß – dann an mir ging die Diskussion VÖLLIG vorbei.

    Danke für die Zusammenfassung! (Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich zum Thema dieser Tage auch noch einen Kommentar bei mir poste und zu dir hierher verlinke? Das Thema ist mir aus persönlichen Gründen einfach zu wichtig, um es nicht auch auf meinem Blog zu erwähnen).

    Leider kann man bei solchen Ereignissen ja nicht hinter die Kulissen gucken, denn da gibts ja immer noch einiges zu spekulieren.

    Zum Beispiel könnte ich es mir sehr gut vorstellen, dass die „Lektorin“ tatsächlich von ihrem Verlag dazu angehalten wurde, diese Entscheidung zu treffen – aber nachdem die Diskussion losgegangen ist, der Verlag ihr zu Verstehen gegeben hat, dass er selbst nach außen gut dastehen will. Und da er in gewisser Weise ihr Brötchengeber ist, könnte sie sich u. U. gefügt haben. Auch das nur wilde Spekulation, aber immerhin möglich.

    Auch ich finde es sowohl traurig als auch unnötig, dass sich Telep – aus welcher Motivation heraus auch immer – dazu bemüßigt gefühlt hat, eine (!) Autorin zu bitten, einen homosexuellen Subplot zu entfernen. Eine (!) Geschichte von 13 – das hätte doch gehen müssen. Denke ich, fand Frau Telep offenbar nicht.
    [Und ich weiß (!), dass es deutschen Verlagen – oft zu ihrem eigenen Bedauern – schwer fällt, eine homosexuelle Liebesgeschichte zum Mittelpunkt eines Buches zu machen … weil es sich einfach nicht gut genug verkauft; das ist leider wirklich so – Ausnahmen bestätigen die Regel – aber das nur nebenher].

    Zurück zu Telep:

    Ich finde, „Lektorin“ ist für ihre Position nicht das richtige Wort. Wie du das oben beschreibst, war sie die „Herausgeberin“ der Anthologie – und damit legt sie freilich die Richtlinien fest, welche Geschichten in „ihre“ Anthologie kommen und welche nicht.
    Wer jetzt wieviel Geld für die Arbeit verdient möchte ich gar nicht beurteilen, ich denke aber, Telep hat als Herausgeberin einen sehr verantwortungsvollen Job und auch eine Menge Arbeit und da ist definitiv eine Gewinnbeteilung sehr gerechtfertigt!

    Als Herausgeberin sollte sie schlussendlich auch in letzter Instanz entscheiden dürfen (naja, mit dem Verlag, der das letzte Wort hat – sprich, die Anthologie dann so abnimmt oder nicht), welche Geschichten sie annimmt, welche nicht, und bei welchen sie um Überarbeitung bittet. Das macht jeder gute Herausgeber (und Lektor), der etwas auf sich hält. Und auf den Autoren in der Regel etwas halten.

    Was ich sagen will: Es war Teleps Anthologie und prinzipiell ihr gutes Recht, keine homosexuelle Liebesgeschichte zu wollen – ob ich das jetzt persönlich Scheiße finde oder nicht (und ich find’s scheiße!).

    Mir tut einerseits ein bisschen Leid, dass sie so ins Kreuzfeuer geraten ist – andererseits haben die Autoren, die ihre Geschichten zurückgezogen haben, meine Hochachtung.

    Ich bin durchaus – anders als Soleil – der Meinung, dass sie ihre Geschichten anderweitig losbekommen können. Die meisten von ihnen sind ja relativ erfolgreich. Und manchmal ist es zwar finanziell nachteilig, aber manchmal muss man trotzdem das richtige tun.

    Und aus der Anthologie auszusteigen, UM ÖFFENTLICH EIN ZEICHEN FÜR MEHR TOLERANZ ZU SETZEN (denn genau das haben sie meiner Meinung nach getan), ist da definitiv das Richtige.

    (Was nicht heißt, dass ich es nicht auch für legitim gehalten hätte, wenn sie die Geschichte *nicht* zurückgezogen hätten).
    Meine Hochachtung vor den Autoren wächst dadurch nur um so mehr.

    Was ich persönlich jedoch generell an der ganzen Geschichte am Bemerkenswertesten finde, ist dass Jim C. Hines sich dazu bereit erklärt hat, zu durchaus annehmbaren Konditionen den Geschichten ein neues Zuhause zu bieten. WOW!

    In diesem Sinne: Danke Jim Hines, danke Seanan McGuire, Lisa Manchev, Ann Aguirre und Melissa Marr.

    Und Trisha Telep, ich hoffe wirklich aufrichtig, der Vorfall hat für dich keine langfristigen negativen Konsequenzen, und du hast daraus gelernt.

    Denn unter’m Strich, egal warum sie sich entschieden hat, wie sie entschieden hat – und ob sie das recht dazu hatte – , es *war* Diskriminierung. War es leider.

    • 13. April 2011 19:54

      Danke für diese ausführliche Antwort! (Ich habe den letzten Satz, wie gewünscht, für dich gelöscht)
      Es ist natürlich kein Problem, wenn du das Thema auch noch einmal aufgreifst. Ganz im Gegenteil!

      Das stimmt, ich hätte „Editor“ vielleicht besser als „Herausgeberin“ übersetzt. Im Englischen wird für beides ja das gleiche Wort verwendet und es wurde irgendwo das Wort „freelance editor“ verwendet, was ich als „freie Lektorin“ interpretiert habe. Aber mit „Herausgeber“ wäre ihre Position etwas deutlicher geworden.

      Ansonsten sehe ich das meiste ähnlich wie du.

      • 13. April 2011 20:51

        Danke! Hab ich schon erwähnt, dass ich deinen Blog gern mag ,-)))

        (Schade auch um die Anthologie an sich, ich hätte sie echt gern gelesen)

        • 13. April 2011 21:12

          Oh, danke, das freut mich sehr! *etwas rot wird*

          Ich denke, wir werden die Geschichten der Anthologie auf die ein oder andere Weise sicher zu Gesicht bekommen. Andere Autoren veröffentlichen derzeit ja auch ihre Kurzgeschichten auf eigene Faust als E-Books. Wenn die Autoren weiterhin so solidarisch sind, schließen sie sich zusammen und machen was aus der Situation und den Möglichkeiten, die das Internet bietet.

  8. 15. April 2011 10:06

    *verwirrt zu Darki schaut*
    Klar bekommen sie ihre Geschichten anderweitig los, steht ja oben, dass sich Leute anbieten. Außerdem ist so ein Skandal doch die beste Werbung, die man haben kann 😉

    • 15. April 2011 19:52

      Ups, ich glaub, da hab ich zwei Posts verwechselt oder dich falsch verstanden.

      Du hattest geschrieben:

      „Ich hoffe, die Autoren, die Du genannt hast und von denen ich alle kenne und mag, haben sich gut informiert, ehe sie diesen Schritt gegangen sind.“

      Das stimmt natürlich; aber ich frag mich, worüber sie sich hätten gut informieren sollen. Welche negativen Folgen rechnest du dir für sie aus?

      Ich vermute, dass das für die beteiligten Autoren sogar eher positive PR war …

  9. 18. April 2011 14:52

    Na, wo informiert man sich denn? Bei denen, die es wissen müssen. Also der Lektorin, beim Verlag oder anderen direkt beteiligten Personen. Wenn man nur hier was liest und da was liest …
    Mir gehts in dem Satz auch nicht darum, dass die Autoren negative Folgen haben könnten, das werden sie nicht, dazu sind sie zu bekannt und na ja, wie Du schreibst, das ist eher positive PR. Aber es hätte ja, im Falle eines nicht richtig infomierens auch alles nach hinten losgehen können und alles nur, weil mal hier und da ein unbedachtes Wort gefallen ist …

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