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Zum Thema (5): Durch Zeit und Raum

9. September 2012

Es ist ein Weilchen her, seit ich diese Rubrik das letzte Mal aufgegriffen habe. Nun kam mir doch wieder ein Thema in den Sinn, zu dem sich in meinem Bücherregal erstaunlich wenig tummelt: Zeitreisegeschichten.
Ich bin mir gar nicht sicher, wie ich zu Zeitreisegeschichten stehe. Wie sich zeigen wird, gibt es definitiv welche, an denen ich Spaß habe. Aber es stört mich immer ein wenig, dass so oft die Logik auf der Strecke bleibt. Wenn in der Vergangenheit Dinge verändert werden, welche Auswirkungen hat das dann auf die Gegenwart? Und noch so einiges mehr. Oft ist das nur unbefriedigend gelöst und man muss ein wenig beide Augen zudrücken, um noch Freude an der erzählten Geschichte zu haben.

Und los geht es mit den Zeitreisegeschichten in meinen Bücherregalen:

Ruth Park: Abigails Zeitreise (Playing Beaty Bow)
Mein liebster Zeitreiseroman als Jugendliche. Ich habe ihn mit 14-16 Jahren ungefähr zwanzig Mal gelesen und jedes Mal dabei geheult (es ist kein fürchterlich trauriges Buch, aber es hat seine berührenden Momente).
Die vierzehnjährige Abigail folgt einem Mädchen auf dem Spielplatz und findet sich plötzlich einem der Armenviertel Sydneys im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder. Dort kommt sie bei der Familie Bow unter, die sie zunächst fürchterlich findet, vor allem, weil sie stur behaupten, Abigail wäre Teil einer Vorhersehung. Aber mit der Zeit, lernt sie die Familie und die Zeit, in der sie leben, besser kennen, wird erwachsener und verliebt sich sogar.
Wirklich ein sehr schönes Jugendbuch, das meine Gefühlswelt damals sehr gut einfangen hat. Ich konnte mich sehr mit Abigail identifizieren, und es erzählt eine der ersten Liebesgeschichten, bei denen ich als Teenager wirklich mitgefiebert habe. Erwachsene Leser lockt es vielleicht nicht hinter dem Ofen hervor. Aber für Jugendliche würde ich es trotz seiner mehr als 30 Jahre auf dem Buckel noch immer empfehlen.

Diana Gabaldon: Feuer und Stein (Outlander)
Natürlich habe auch ich in den späten 90ern den Bestseller „Feuer und Stein“ gelesen, in dem die Ärztin Claire durch einen magischen Steinkreis ins Schottland des 18. Jahrhunderts katapultiert wird und sich dort einen knackigen Schotten und eine Menge Probleme anlacht. Der erste Band war großartiges Lesefutter,  aber die Fortsetzungen habe ich nach dem zweiten Band abgebrochen. Irgendwie war das eine Geschichte, die eigentlich keine Fortsetzung gebraucht hätte.

Kirsten Boie: Alhambra
Der Jugendliche Boston wird bei einer Klassenreise nach Granada plötzlich ins Jahr 1492 zurückversetzt, gerät dort in eine politisch sehr unruhige Zeit und muss sich mit Inquisition, Intrigen und Verwechslungen herumschlagen. Ein nettes Jugendbuch, das ich vor einigen Jahren gelesen habe, an das mir aber leider so gut wie keine Erinnerung mehr geblieben ist.

Kerstin Gier: Rubinrot, Saphirblau, Smaragdgrün
Wie so viele andere Leser hat mich Rubinrot sofort verzaubert. Die vierzehnjährige Gwen muss feststellen, dass das geheimnisvolle Zeitreisegen in ihrer Familie nicht, wie von allen erwartet, an ihrer hübsche Familie vererbt wurde, sondern an sie selbst. Und als wäre das nicht schlimm genug, muss sie jetzt auch noch mit dem überheblichen Gideon zusammenarbeiten …
Was für eine charmante Zeitreisegeschichte für Jugendliche. Geschrieben in einem lebendigen, jungen Ton, mit einer erfrischend natürlichen Heldin und einer netten Variante des „St. Germain“-Mythos. Allerdings habe ich den dritten Band auf halbem Wege abgebrochen und bis heute nicht zu Ende gelesen. Zum einen war ich verwirrt, weil ich mich an viele Details aus den Vorgängerbänden nicht mehr erinnern konnte und für mich einiges einfach keinen Sinn mehr ergab (Logikprobleme?), zum anderen zog sich die Handlung für meinen Geschmack unangenehm in die Länge. Trotzdem, den ersten Band würde ich jedem in die Hand drücken, der Spaß an einer fluffigen Zeitreisegeschichte hat.

Madeleine L’Engle: Die Zeitfalte (A Wrinkle in Time)
Eine faszinierende Science Fiction-Reihe für Jugendliche, die im amerikanischen Raum, glaube ich, deutlich bekannter ist als hier. Die junge Meg und ihr Bruder begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch eine Zeitfalte, um ihren Vater, einen Wissenschaftler, der sich mit Zeitreisen beschäftigt hat, und jetzt verschwunden ist, wiederzufinden.
Ich habe die Reihe mit 14 in der Bibliothek ausgegraben und fand sie unglaublich faszinierend, obwohl ich mich heute an kaum mehr etwas erinnere. Zu meiner Freude hat cbt die ersten beiden Bände wieder neu aufgelegt, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie damit weitermachen. Die anderen Bände gibt es aber schon ganz günstig gebraucht. (Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Band 5 je übersetzt wurde, ich habe ihn auf jeden Fall nie gelesen).

Weitere ungelesene Zeitreiseromane in meinem Regal:
Audrey Niffenegger: Die Frau des Zeitreisenden [na ja, eher im Regal meiner Mutter, aber ich habe vor, mich da einmal zu bedienen]
H.G. Wells: Die Zeitmaschine [der Klassiker]

Auf der Wunschliste:
Félix J. Palma: Die Landkarte der Zeit [die durchwachsenen Rezensionen lassen mich noch zögern]

 

Und, welche Zeitreisegeschichten tummeln sich in euren Regalen? Mögt ihr sie oder eher nicht?

4 Kommentare leave one →
  1. 13. September 2012 10:37

    Mein Regal sieht gar nicht so anders aus als Deins. Madeleine L’Engle finde ich auch super – ich wusste gar nicht, dass es eine Neuauflage gibt, dann kann ich meinen Neffen ja doch mal damit beglücken! Feuer und Stein habe ich natürlich damals auch gelesen – auch nur den ersten Band und die Hälfte vom zweiten, dann hatte ich keine Lust mehr. Rubinrot mag ich allerdings gar nicht, vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen weil alle so davon geschwärmt haben. Und Die Frau des Zeitreisenden finde ich hervorragend! Audrey Niffenegger spielt gerade mit der Logik von Zeitreisen und ist da ziemlich konsequent. Dann habe ich vor zehn Jahren noch die Reihe von Suzanne Frank gelesen, die ich am Anfang super und dann zunehmend schlechter fand, und Franziska Wulfs Fatima-Reihe, die auch nicht besonders logisch ist aber dafür echt Spaß gemacht hat (allerdings ist es lange her, dass ich die Reihe gelesen habe, kann sein dass die Qualität zu wünschen übrig lässt).
    Gerade lese ich aber lustigerweise nach langer Zeit mal wieder einen Zeitreiseroman: To say nothing of the dog von Connie Willis – und das ist wirklich großartig. Connie Willis ist Scifi-Autorin und beschäftigt sich also ausführlich mit der ‚Mechanik‘ der Zeitreise, und gleichzeitig ist es eine Sittenkomödie, die im viktorianischen England spielt. Ich bin noch nicht durch, bin aber sicher, dass das der beste Zeitreisenroman ist, den ich je gelesen hab.

    • 18. September 2012 20:13

      He, jemand der Madeleine L’Engle kennt, das ist eine Premiere. Ich glaube, ich muss die Bücher irgendwann noch einmal lesen, meine Erinnerungen sind nämlich, wie gesagt, mittlerweile kaum mehr vorhanden. Ich weiß nur noch, dass ich in der Schule hinterher mit meinem aus den Büchern gewonnenen Wissen angeben konnte. *g*

      Stimmt, Suzanne Frank habe ich ganz vergessen. Von der Reihe habe ich auch den ersten Band gelesen. Hat aber offenbar keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

      Deine Empfehlung werde ich mir definitiv mal genauer ansehen.

  2. 13. September 2012 14:44

    Ich mag Zeitreisegeschichten. Habe aber noch nicht übermäßig viele gelesen. Ich finde es gut, wenn sie irgendwie logisch sind (oder es zumindest versuchen) und etwas komplexer, aber nicht so sehr, dass es total kompliziert wird.
    Abigails Zeitreise habe ich als Kind auch gelesen 😀 Steht sogar noch in meinem Regal, ich kann mich bloß kaum noch an was erinnern.
    Von A Wrinkle In Time hört man auf englischen Blogs wirklich viel (ich glaube, da war vor ein paar Monaten oder letztes Jahr auch irgendein Jubiläum mit ner Neuauflage oder so?), das möchte ich sehr gern noch lesen.
    The Time Travellere’s Wife habe ich schon hinter mir und es war sososososo schlecht! Bei dem Buch gehen die Meinungen ja wirklich auseinander und die Grundidee ist auch wirklich toll, aber die Umsetzung sowas von gruselig… wenn du es liest, dann lieber nicht auf Deutsch. Die Übersetzung ist echt nicht besonders gut.

    • 18. September 2012 20:16

      Es gibt mittlerweile eine englische Box mit allen L’Engle-Bänden. Wäre glatt mal eine Erwägung wert.

      *lach* Lustig, zwei Kommentare und beide gänzlich gegensätzlich bezüglich „The Time Traveler’s Wife“. Ich werde sehen, das Buch steht ja ohnehin im Regal meiner Mutter, also stellt sich die Frage nach dem Kaufen gar nicht erst.

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