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[Rezension] Alexandra Pilz: Zurück nach Hollyhill

29. April 2013
tags:
hollyhill

“Emily blieb abrupt stehen und sah sich um. Wo war der Feldweg hingekommen? Sie stand auf einem schmalen Pfad, inmitten eines grünen Meers aus moosbewachsenen Steinen und Wurzeln und Farnen. Über ihr bildeten die knorrigen Äste uralter Bäume ein dunkelgrünes Dach, das kein Stück Himmel, keinen Strahl Sonne hindurchließ. Emily war erhitzt von ihrem Lauf und dennoch fröstelte sie.”

Zurück nach Hollyhill
von Alexandra Pilz

Verlag: Heyne fliegt, 2013
ISBN: 9783453534261
Seiten: 347
Preis: 16,99 €

Die Versuchung
Das Buch war ein Geschenk, aber ich mochte es zumindest optisch sofort, weil ich eine Schwäche für diese Scherenschnittoptik auf Buchcovern habe. Außerdem war die Farbkombination gelb-pink ebenso ungewöhnlich wie gewagt. Sie hat übrigens auch einen Bezug zum Inhalt des Buches, denn Emily bekommt von ihrer Freundin Fee einen gelben Regenmantel und einen pinken Schirm geschenkt. Schön, wenn so etwas bei der Gestaltung einbezogen wird, das lässt das Buch gleich viel runder wirken. Abgesehen von der Optik fand ich aber auch die Tatsache, dass es sich hier um das Debüt einer deutschen Autorin handelt, interessant.

Was habe ich erwartet?
Eine typische übernatürliche Teenieromanze. Daran führt im Moment einfach kein Weg vorbei.

Was habe ich bekommen?
Einen Debütroman mit Stärken und Schwächen, interessant, unterhaltsam, aber nicht überragend.

Zurück nach Hollyhill erfindet das Genre des romantischen Jugend-Fantasyromans sicher nicht neu, denn der Ansatz ist ein ganz konventioneller: Die 17jährige Emily, die nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter lebt, erhält zu ihrem Schulabschluss einen Brief ihrer verstorbenen Mutter. Darin steht, dass sie sich auf den Weg nach England, in das abgelegene Dorf Hollyhill im Dartmoor machen soll, das seltsamerweise auf keiner Karte zu finden ist.

Emily tritt die Reise an und hat tatsächlich ihre liebe Mühe Hollyhill zu finden, bis sie von Matt aufgegabelt wird, der sie mit in das Dorf nimmt, obwohl er sonst nicht viele Sympathien für sie zu hegen scheint. Und obwohl die übrigen Dorfbewohner sehr nett zu ihr sind, wird Emily das Gefühl nicht los, dass sie ihr etwas verheimlichen. Sie ahnt, dass es etwas mit ihrer Mutter zu tun hat, die Hollyhill vor vielen Jahren verlassen hat. Doch bevor sie mehr herausfinden kann, überschlagen sich die Ereignisse und Emily kommt hinter das schier unglaubliche Geheimnis von Hollyhill.

Ja, Zurück nach Hollyhill hat wirklich alles, was man in Büchern des Genres dieser Tage nur zu oft antrifft. Von der Normaloheldin, die entdeckt, dass sie besondere Fähigkeiten hat, bis hin zu dem Jungen, der so schrecklich abweisend zu ihr ist – zu Beginn zumindest. Aber die Autorin verbindet diese Elemente zu einer durchaus soliden Geschichte, die sich schnell weglesen lässt und zumindest im Kern eine ganz eigene, nicht uninteressante Idee hat. Ob das am Ende logisch wirklich alles so funktioniert, da bleiben mir allerdings noch Zweifel. Geschichten wie diese ziehen Logiklöcher förmlich an, und ich gebe zu, zwischenzeitlich etwas verwirrt gewesen zu sein.
Stilistisch und sprachlich ist das Buch angenehm schlicht und relativ schnörkellos, was mir deutlich lieber ist als die wackeligen Wortakrobatikübungen, die so manche andere Debütautoren hinlegen, um möglichst viel Eindruck zu machen.
Die Charaktere sind sympathisch, ohne dabei aber zu viel Profil zu haben. Es reicht, um an ihrem Schicksal interessiert zu sein, aber sie werden einem nicht lange im Gedächtnis bleiben.
Die größten Schwächen zeigen sich für mich bei den Dialogen. Die sind manchmal so steif und unnatürlich, dass man ein bisschen das Gefühl hat, zwei verkrampften Seifenoperndarstellern zuzusehen. Man nimmt den Figuren einfach zu oft ihre Reaktionen und Gefühlsregungen nicht ab. Letzteres ist auch außerhalb der Dialoge ab und an der Fall. Etwa wenn Emily in der Mitte des Buches in einer sehr bedrohlichen Situation steckt, an der ein normaler Mensch, wenn er nicht traumatisiert ist, doch eine ganze Weile zu knabbern hätte. Emily dagegen steckt das doch erstaunlich leicht weg. Man kommt sowohl während als auch nach der betreffenden Szene als Leser nicht wirklich an sie heran, fühlt keine Panik oder Angst oder Schock. Auf mich wirkte dieser Teil des Buches wie betäubt.
Später wurde es dann wieder deutlich besser. Selbst wenn der Aufbau der Gefühle zwischen Matt und Emily nicht der eleganteste ist, funktionieren die wenigen romantischen Momente zwischen den beiden erstaunlich gut für mich. Gerade den letzten Teil des Buches fand ich in emotionaler Hinsicht wirklich gelungen.

Und so habe ich das Buch, mit dem ich im Verlauf der Lektüre nicht immer glücklich war, doch mit einem positiven Gefühl geschlossen.
Würde ich es weiterempfehlen? Jein. Ich würde es der Zielgruppe, nämlich Jugendlichen ab 14 Jahren relativ unbesorgt in die Hände drücken. Erwachsene Leser mit mehr Leseerfahrung und anderen Erwartungen und Ansprüchen könnten eher unbeeindruckt von dem Roman sein.

Alles in allem ist Zurück nach Hollyhill für mich ein nettes Buch. Nicht nett im Sinne von „Nett ist die kleine Schwester von …“, sondern nett im Sinne von „Ich hatte ein paar gute Stunden damit, aber da ist noch viel Raum nach oben“. Vielleicht stellt die Fortsetzung, für die das Ende des Romans ganz offensichtlichen Raum lässt, ja eine Steigerung dar.

Wertung: 3,0 (von 5,0)

2 Kommentare leave one →
  1. Bon-sai permalink
    30. April 2013 04:47

    Ich habe es ehrlich gesagt nicht geschsfft, das Buch zu Ende zu lesen. Mir war es schlichtweg zu langweilig und ich habe es nach etwa einem Drittel abgebrochen. Es ist einfach nicht wirklich etwas passiert, und als dann was passiert ist, hat mich die Geschichte nicht wirklich gefesselt. Und gerade ganz am Anfang fand ich es sprachlich recht holprig und den Münchenbezug fand ich irgendwie zu aufgesetzt. Ich fand das echt schade, weil mir das Cover total gut gefallen hat und ich das Buch sofort haben wollte.

    • 30. April 2013 11:01

      Ja, bei mir lag es auch zwischenzeitlich auch ein paar Tage herum und ich hatte überlegt, es abzubrechen. Aber in der zweiten Hälfte fand ich es dann doch wieder ganz spannend.
      Als holprig habe ich es nicht empfunden, obwohl man schon an ein paar Stellen nachbessern hätte können.
      Hmm, der Münchenbezug spielt später kaum noch eine Rolle. Sie ist ja nicht lange dort, deshalb habe ich das wohl schon wieder verdrängt. *g*

      Schön mal wieder was von dir zu hören übrigens. 🙂

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