Vom Lesen, Nachdenken und Handeln
Dieser Blog ist eigentlich Büchern gewidmet und nicht der Politik. Und das ist gut so und soll auch so bleiben. Weil ich von ersterem nämlich deutlich mehr verstehe als von letzterem. Und doch sind das keine so gegensätzlichen Themen, denn Literatur diente schon immer auch dazu, sich mit politischen Verhältnissen auseinanderzusetzen.
Ich bin, gerade auch durch Literatur, in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass Freiheit das wichtigste Gut ist und eine gesunde Demokratie ohne sie niemals funktionieren kann. Und hatte immer angenommen, dass es bei meinen Mitmenschen, zumindest sensibilisiert durch die eigene Geschichte, ähnlich wäre.
Und doch ist es derzeit so seltsam ruhig. Ich treffe viel auf „Haben wir doch immer gewusst“-Abgeklärtheit, die aus einer gewissen Resignation und auch aus einer Bequemlichkeit und Überforderung herrührt. Und der Medienrummel ist mal wieder so übersteigert, dass viele auch gar keine Lust mehr haben, sich damit auseinanderzusetzen. Wer will schon zu den „Hysterischen“ gehören, die so „naiv“ waren, es nicht vorher „gewusst“ zu haben.
Egal, ob wir es gewusst haben oder nicht, es macht mir Magenschmerzen, dass so viele Leute protestlos hinnehmen, dass sie überwacht werden. Heute mag das noch keinen allzu merkbaren Einfluss auf unser Leben haben, aber wir wissen nicht was die Zukunft bringt und zu was wir da stillschweigend unsere Zustimmung geben. Ich mag mich nicht irgendwann von meinen Enkeln fragen lassen, wie es so weit kommen konnte, so wie ich es bei meinen Großeltern getan habe.
Was dieser Eintrag hier soll, ist ein Appell, sich wirklich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mal das abgeklärte „Google und Facebook wissen doch eh schon alles und ich hab nichts zu verbergen“ und „Wir können doch eh nichts machen und schließlich geht’s uns hier ja gut“ beiseite zu lassen und wirklich nachzudenken. Vielleicht ein paar gute Artikel oder Bücher zu dem Thema zu lesen. Zu welchem Ergebnis ihr dann kommt, das bleibt komplett eure Sache, ich werde hier niemandem Meinungen aufzwingen. Ich möchte nur dazu aufrufen, dieses Thema nicht an sich vorbeiziehen zu lassen.
Weil ich auch das Gefühl habe, dass die Demos zu dieser Sache viel zu wenig angekündigt wurden (ich musste erst danach suchen), so dass die Leute, die durchaus widersprechen wollen, gar nicht so recht wissen, wie und wo, hier noch einmal ein Link, wo aufgelistet wird, wo am 27. Juli demonstriert wird. Nun sind wir „Buchmenschen“ ja oft keine geborenen Kravallnudeln, aber es reicht auch, einfach nur da zu sein. Je größer die Masse von Leuten ist, desto mehr Beachtung wird sie finden. Ob es was ändert? Keine Ahnung. Aber tatenlos zu Hause sitzen ändert garantiert nichts.
Und weil das hier noch immer ein Buchblog ist: Ich würde in meiner „Zum Thema“-Rubrik gerne eine Literaturliste mit belletristischen Titeln zum Thema „Überwachung“ machen und daran vielleicht eine kleine Leseaktion anschließen. Vielleicht findet sich ja der ein oder andere, der noch ein paar Titel für so eine Liste kennt (in meinem Regal habe ich nur „1984“ und „Little Brother“ gefunden) und Lust hätte mitzulesen.
In diesem Sinne: Euch allen noch ein schönes, sonniges Wochenende!
EDIT: Hier noch ein kleines, schön gemachtes Bildungsvideo zum Thema: