Dramageplauder #10 – Nervt nicht!
Interessanterweise entwickelt sich diese Rubrik gerade zu dem, was es eigentlich ursprünglich sein sollte: Ein wöchentlicher oder zweiwöchentlicher Kommentar zu dem, was ich gerade schaue.Tut mir leid, wenn dadurch jetzt ein Ungleichgewicht zu den Buchthemen entsteht, das ich eigentlich vermeiden wollte, aber ich kann’s ja nicht erzwingen. Wenn es derzeit nur wenig buchspezifisches zu schreiben gibt, dann ist das halt so. Und ich bin gerade so schön im Rhythmus. In dieser Woche schließe ich mit Secret ab, schimpfe ein wenig über Heirs und philosophiere über Mi Rae’s Choice. Reply 1994 hatte ich erst mal vertagt, mehr als 3 Serien gleichzeitig sind im Moment nicht drin.
Ach ja, ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erwähnt habe, aber: Hier wird gespoilert, denn ich habe keine Lust, die ganze Zeit um den heißen Brei herumzureden. Aber ich gebe ja an, wie weit ich derzeit bin, also kann sich jeder daran orientieren und auf eigene Gefahr lesen.
Secret (Folge 1-16 [Ende])
In jedem Jahr gibt es dieses eine Drama, das eine unfassbar fanatische Fangemeinde entwickelt, die überall herumrennt, jedem ihr Lieblingsdrama aufdrängen will, ein Meisterwerk aus etwas machen möchte, was bestenfalls solide ist, und sogar dort mit ihrem Fangirling nervt, wo es eigentlich gerade um etwas ganz anderes geht. Im vorletzten Jahr war es das grausame Lie to me, im letzten Jahr das deutlich überschätzte Gaksital. Und in diesem Jahr ist es Secret. Jeder darf toll finden, was er möchte, aber bitte nervt nicht!
Ich muss Secret, jetzt nachdem es zu Ende gelaufen ist, eines lassen: Die Autorin wusste, wo sie hinwollte und hat das Drama souverän dorthin geschrieben. Das Tempo war über die ganze Laufzeit hinwegso ausgeglichen, dass wirklich mit jeder Episode eine Entwicklung stattfand und man am Ball blieb, ohne recht zu wissen, warum. Das Problem ist einfach nur, dass die ganze Geschichte so eine plumpe, vorhersehbare Klischeesoße war. Dazu kommt der fatale Drang zur Übertreibung, um alles besonders nachdrücklich und dramatisch zu machen, mit dem man allzu oft über’s Ziel hinausgeschossen ist. Die erzwungene Kussszene, die ich beim letzten Mal kritisiert habe, ist ein Symptom davon. Sie markiert sozusagen Min Hyuks letztes Aufbäumen, den Übergang von Rachegelüsten hin zu romantischen Gefühlen, denen endlich nachgegeben wird. Die Frage ist, ob es dazu eine sich wehrende Frau gebraucht hätte oder ob nicht einfach beide ihren bereits schwelenden Gefühlen nachgeben hätten können und damit wir in den Genuss eines leidenschaftlichen Kusses gekommen wären. Oder ob er sich nicht zumindest hinterher entschuldigen hätte können, um irgendwie zu zeigen, dass es nicht normal ist, eine Frau gegen ihren Willen festzuhalten und zu küssen. Aber das wäre dann nicht tragisch und dramatisch genug gewesen. Und es stünde auch im Gegensatz zu dem, wie Frauen in dem Drama viel zu oft behandelt wurden: gepackt, herumgeschubst und angebrüllt. Das ist schade, denn als das Pärchen sich einmal gefunden hatte, stellte es in seiner Zuckrigkeit fast jedes RomCom-Pärchen dieses Jahres in den Schatten. Bei der wirklich schön kitschigen Schlussszene dachte ich nur: Na also, es geht doch!
Man hätte aus der Story etwas wirklich Raffiniertes machen können, hat sich aber für die einfach gestrickte Variante entschieden. Das allerdings wurde wenigstens solide durchgezogen und das wusste ich gerade in Laufe der letzten Folgen zu schätzen. Ich bereue es interessanterweise nicht, Secret bis zum Ende angesehen zu haben und ich wage kaum, es zu sagen, aber: Bei kaum einem Drama in diesem Jahr hat mich die letzte Folge so befriedigt zurückgelassen (dabei darf man aber nicht vergessen, dass dieses Jahr dramatechnisch für mich eine mittlere Katastrophe war). Natürlich hatte Secret auch den großen Vorteil mit Ji Sung einen wirklich charismatischen Hauptdarsteller zu haben, der es einem leicht machte, immer doch noch eine weitere Episode anzusehen. Dennoch, definitiv nicht mein Lieblingsdrama in diesem Jahr. Und wenn mir noch einer erzählt, wie genial es sei, dann werfe ich mit Dingen!
Heirs (Folge 1-12)
Sucht euch ein Zimmer, Jungs! Ehrlich, lasst das arme Mädchen in Ruhe, für das ihr ohnehin keine Augen mehr habt, wenn ihr aufeinandertrefft, und lasst mal die ganzen unterdrückten Gefühle raus. Die feurigen Blicke, dir ihr austauscht, kann man doch kaum noch fehlinterpretieren …
Ich bin sicher, ich bin nicht die erste, die auf diesen Gedanken gekommen ist und er setzt sich zunehmend fest: Heirs wäre wesentlich unterhaltsamer, wenn Tan und Young Do das Liebespaar wären. Da schwelen soviele unterdrückte Emotionen zwischen den beiden und sie sind wenigstens gleichauf in ihrer Rücksichtslosigkeit, also müsste man nicht Mitleid für einen der Beteiligten haben. Denn Eun Sang kristallisiert sich immer mehr als typische Kim Eun Sook-Heldin heraus, die eigentlich stark angelegt ist und auch gerne mal böse gucken und jemandem die Meinung sagen darf, aber letztlich doch alles mit sich machen lässt und immer nur mit dieser Mischung aus Schmollmund und aufgerissenen Augen durch die Gegend läuft. Immer wenn ich schreiben möchte, dass Park Shin Hye hier wirklich schrecklich schauspielert, fällt mir ein, dass sie ja gar nichts bekommt, das sie wirklich spielen könnte. Sie wird nur herumgeschubst und darf darüber bekümmert, wütend oder erschreckt sein.
Emotional bin ich mittlerweile endgültig vollkommen raus aus dem Drama. Es ist ein einziges, aufgeblasenes Nichts von einer Geschichte. Wenn sich mal etwas Neues tut und sich etwas in Gang setzt, dann endet alles mit Sicherheit wieder in der gleichen Situation, an der man begonnen hat. Nichts zeigt das besser als der Cliffhanger am Ende jeder Episode, der wieder und wieder Eun Sang zwischen den beiden Jungs zeigt. Das ist wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und damit fast schon wieder eine eigene Komik. Mittlerweile habe ich schon eine Stunde nach dem Schauen Probleme, mich an das Gesehene zu erinnern. Ich konnte der Kritik an Kim Eun Sook nie ganz zustimmen, weil ich Serien wie A Gentleman’s Dignity trotz dem Fehlen einer wirklichen Handlung immer noch sehr charmant und amüsant fand. Aber davon ist hier nur in den Nebenfiguren noch ein Funke vorhanden.
Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass Heirs so schlimm sein könnte, wie BOF. Im Moment, muss ich zugeben, finde ich es fast schlimmer, denn BOF war in seiner Trashigkeit wenigstens noch unterhaltsam. Langsam überlege ich, ob ich aufhöre es zu schauen. Im Moment hält mich eigentlich nur die Freude des wöchentlichen Plauderns (gut, … Lästerns). Ich glaube, etwas mit weniger Buhei drumherum hätte ich zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben.
Mi Rae’s Choice (Folge 1-10)
Und dann ist da noch Mi Rae’s Choice. Diese seltsame Mischung aus Zeitreise- und Workplace-Drama, die nie so richtig zu wissen scheint, was genau sie will. Es verwundert mich nicht, dass es in den Ratings sinkt, aber ich mag es trotzdem. Und ich mag vor allem auch die beiden Männer, die um Mi Rae buhlen. Lustig, dass gerade die beiden so stark für ihre charakterlichen Schwächen kritisiert werden, im Vergleich zu den anderen „tollen“ Helden, die das Dramaland derzeit bevölkern (Heirs, Secret … ). Sie passen nicht in das Schema gut oder böse, sie sind einfach menschlich. Sie besitzen beide nette Charakterzüge und haben Respekt vor Mi Rae. Gleichzeitig haben sie aber auch beide ihre Schwächen. Shin ist so prinzipientreu, dass er sich und anderen damit im Weg steht und lässt manchmal seine Emotionen und nicht seinen Verstand seine Aussagen bestimmen. Dass so einen Menschen als Partner zu haben, einen unter Umständen sehr unglücklich machen kann, obwohl man ihn liebt, das zeigt die Zukunfts-Mi-Rae. Und doch besteht noch Hoffnung, dass die Geschichte sich nicht wiederholt, denn es setzt sich auch bei Shin ein Prozess in Gang, er beginnt Kompromisse zu machen.
Se Joo dagegen hat in den letzten Wochen gezeigt, dass eben nicht nur der nette junge Kerl in ihm steckt, sondern auch das reiche Söhnchen, das es gewohnt ist alles zu bekommen. Und wenn es ihm nicht zufliegt, dann arbeitet er so lange dafür, bis er es bekommt. Und merkt dabei gar nicht, dass er Mi Rae damit auf die Stufe eines Spielzeugautos stellt. Es ist interessant, dass gerade er ihr die Frage stellt, ob sie Shin wirklich liebt, oder ob sie sich die Gefühle nur einbildet, weil ihr gesagt wurde, dass Shin ihr Ehemann sein wird. Was sind echte Emotionen und wann steigert man sich in etwas hinein und verliert seinen objektiven Blick? Die gleiche Frage muss gerade er sich aber auch gefallen lassen: Warum will er Mi Rae? Weil er sie liebt oder weil er sie nicht haben kann? Es ist sicher kein Zufall, dass er zu seiner Großmutter sagt, dass er Mi Rae gerade deshalb mag, weil sie ihm nicht wie alle anderen Frauen hinterherrennt. In den letzten zwei Wochen begann er etwas härtere Geschütze aufzufahren, in seinem Kampf um Mi Rae, aber er mutiert dabei nicht auch nicht zum Bösewicht.
Es sind diese Zwischentöne, die ich an dem Drama mag, und die so erholsam sind im Kontrast zu Secret und Heirs. Und dass es so grundlegende Fragen aufgreift: Was will man von seinem Leben? Wann liebt man eigentlich wirklich? Macht Liebe immer glücklich? Das sind die Stärken dieses Dramas und wenn jetzt noch jemand eine ordentliche Story um diese Figuren herum geschrieben hätte, dann wäre Mi-Rae’s Choice ein wirklich gutes Drama.
Ah, ich wünschte ich hätte mehr Zeit. Bin bei meinem Blog „etwas“ (Untertreibung des Jahres) im Rückstand.
Zu den Dramen, ja bei mir ist es ähnlich ab 3 gerät mein Raum-Zeit-Kontinuum etwas aus den Fugen.
Also versuche ich mich kürzer zu halten, was sehr selten gelingt.
Secret – Häkchen dran – ich bin durch – Hurra? Seufz? Gut? Meine Endreaktion zu dieser Serie wohl am Ähnlichsten zu der von TWO WEEKS – kein Meilenstein in K-Dramaland. aber wohl das Beste aus Script und Schauspielern herausgeholt, manchmal war die Ausführung fragwürdig, aber wer wird denn so kleinlich sein, wenn es tatsächlich mal ein Ende ohne Schrecken gibt. Und ein gewisses Maß an Unterhaltung war da, sonst hätten wir es wohl nicht bis zum Schluss gesehen. Übrigens hätte ich noch etwas Porzellan zu bieten falls es dir an Munition mangelt.
Heirs – Ich gestehe, es gibt Phasen eines Dramas, wenn ich aus Begeisterung schaue und/oder das nachlässt kann das wie folgt aussehen:
-ohne Untertitel schauen
-ohne Untertitel und später mit Übersetzung schauen anschließend noch Recap(s) lesen,
aber wenn es umknickt in
-einen Recap lesen
-ohne Untertitel schauen, oder mit, egal
dann ist was faul, so geschehen bei Heirs und davor mit Gu Familiy Book und Level 7 Civil Servant … Kein gutes Zeichen, aber immerhin folge ich dem ganzen Geschehen noch.
Dein 3. Drama steht noch auf meiner Liste, ich drücke die Daumen, dass das Ende mindestens 70% des Zufriedenheitsgefühls wecken kann, das Secret ausgelöst hat. Das würde mir schon genügen, ich bin gar nicht mehr so anspruchsvoll nach diesem Jahr.
Aber hoffentlich keine Lie to me Odyssee …
Mit diesen Worten ein schönes Restwochenende
Hab heute, als ich bei dir vorbeischaute, schon gemerkt, dass es etwas stiller geworden ist. Aber die Phasen gibt es immer wieder, das wird schon wieder. 🙂
Secret: Javabeans hat es heute auf Twitter schön treffend zusammengefasst: „Secret is entertaining, in a trainwreck sort of way.“
Danke, das Porzellan spare ich mir dann für die Jahresrückblicke in eineinhalb Monaten auf. *händereibt* (Huch, nur noch zwei Monate? ich sollte mal mit meinem anfangen …)
Ich drücke dir (und mir) die Daumen für Mi Rae. 🙂
Dir auch ein schönes Wochenende.