Dramageplauder 01/2014
Die letzten Wochen waren, was Kdramas angeht, etwas ruhiger. Mir fehlt nach all den Enttäuschungen im vergangenen Jahr im Moment die Lust, Neues anzufangen. Im Kdrama-Land ist mir derzeit vieles zu lang, zu klischeehaft, zu verklemmt oder zu inkonsistent. Außerdem habe ich noch einiges aus 2013, das ich noch nicht zu Ende gesehen habe und bis ich da nicht durch bin, will ich keine neue Serie beginnen.
Ein Jahresrückblick 2013 kommt übrigens auch noch, ich wollte nur abwarten, bis You from another star nächste Woche zu Ende geht.
Reply 1994 (Stand: Episode 14)
Mittlerweile sehe ich es als einen großen Fehler an, diese Serie nicht parallel mit der Ausstrahlung geschaut zu haben. Es ist wirklich unmöglich, davon mehr als zwei Folgen pro Woche zu ertragen, und deshalb wurstle ich mich jetzt im Schneckentempo durch dieses Drama.
Warum ich es nicht aufgebe? Weil ich die Figuren und ihre Konflikte mag und weil es zwischendurch ganz wunderbare Momente gibt. Aber, um an diese Momente zu kommen, muss man sich durch unsägliche Längen quälen. Die Autoren verlieren sich und ihre Figuren in Nebenepisoden und einem Konzept, in das sie ihre Charaktere hineinpressen. Dazu kommt, dass dieses Konzept auch alles andere als neu ist: Die „Wer ist der Ehemann“-Frage erreichte schon in den 16 Folgen von Reply 1997 einen gerade noch zu ertragenden Nervfaktor. In Reply 1994 habe ich irgendwann angefangen, die Gegenwarts- und Hochzeitszenen zu überspringen. Es ist albern und vor allem nimmt es dem Drama so viel. Der Versuch, in einer Geschichte, deren Zentrum eine Liebesbeziehung ist, so lange wie möglich offen zu halten, für wen die Heldin sich entscheidet, geht in den meisten Fällen zulasten der emotionalen Entwicklung und Glaubwürdigkeit der Figuren. Es gibt schon einen Grund dafür, warum man es meistens erahnen kann.
Ich weiß übrigens tatsächlich noch nicht, mit wem Na Joeng endet. Also bitte keine Spoiler. Selbst wenn ich versucht bin, den Rest einfach als Recaps zu lesen, denn diese 1,5-Stunden-Episoden sind schlicht lächerlich.
Prime Minister and I (Stand: beendet)
Dieses Drama hatte solches Potential, endlich mal wieder eine gutgelaunte, fröhliche romantische Komödie zu werden. Es hatte ein Pärchen, das trotz des Altersunterschieds gut zusammenpasste und eine von Respekt geprägte Beziehung miteinander hatte. Man hätte das Drama sehr gut damit füllen können, wie die beiden zusammenwachsen, wie Da Jeong sich in die Familie und die Gesellschaft, in der sie nun verkehren muss einführt, vielleicht auch damit, wie sie ihren Platz im Leben findet. Stattdessen verliert man sich im letzten Drittel in einer dramatischen Enthüllung, die all diese Aspekte von der Bildfläche verschwinden und damit ungelöst lässt und von diesem Punkt an verliert das Drama all seinen Charme und Reiz. Die Beziehung zwischen Yul und Da Jeong wird zum Ende hin so leidenschaftslos wie ein Stück Brot. In den ersten Folgen, als sie sich noch gestritten haben, hatten sie mehr Körperkontakt und Knistern als nach ihren Liebesgeständnissen. Es ist symptomatisch für dieses Drama und für viele andere, die auf den großen Kanälen ausgestrahlt werden, dass Da Jeongs Vater sich zwar Enkelkinder wünscht, aber schockiert reagiert, als der kleinste Sohn ihm verrät, dass Yul und Da Jeong sich geküsst hätten. Wenn man unter erwachsenen Menschen immer noch so tut, als brächte der Storch die Kinder, dann ist wirklich die Grenze der Lächerlichkeit überschritten. Am Ende lässt auch dieses Drama wie so viele andere in diesem Jahr seine Zuschauer seltsam unbefriedigt zurück.
You from another Star (Stand: Episode 19)
Ich liebe es. Punkt. Es ist grausam kitschig, aber es drückt die Knöpfchen meines Romantik-Zentrums, es behält sich selbst in dramatischen Zeiten seinen Humor, es ist sehr konsistent und ich liebe die Charaktere. Es hat Schwächen (Hallo Logik?), ja, aber die will ich nicht sehen, weil es Monate her ist, seit ich das letzte Mal so lange mit Herz und Seele bei einem Drama dabei war. Noch zwei Episoden und ich hoffe einmal mehr, dass man diese Serie zu einem vernünftigen Abschluss bringen kann. Wir hatten zu viele Dramas im letzten Jahr, die gut begannen und dann mit einem halbherzigen oder völlig absurden Ende ruiniert wurden.
Shitsuren Chocolatier (Jdrama) (Stand: Episode 6)
Das Promomaterial kam gefährlich quietschrosa daher, aber ich dachte: Ach, um der guten alten Zeiten Willen, gib dir doch mal wieder ein „Matsumoto Jun“-Drama. Während der ersten halben Stunde sah ich all meine Befürchtungen bestätigt: Junger Mann verliebt sich in hübsches Mädchen (Saeko), das sich in Sachen Jungs gerade ein bisschen austobt und seine Gefühle gar nicht wirklich ernst nimmt. Wegen ihrer Liebe zu Schokolade, lässt er sich in Paris zum Chocolatier ausbilden und kehrt nach sechs Jahren unverändert verliebt zurück. Sie ist noch immer keinen Deut erwachsener und heiratet einen anderen Mann. Unser Chocolatier bleibt verliebt. Es ist unendlich frustrierend, zuzusehen, wie ein Mensch all seine Würde vergisst und einem anderen hinterherrennt, der ihm immer unterschwellig Hoffnungen macht und letztlich mit seinen Gefühlen spielt.
Aber dann hat mich das Drama doch ganz überraschend überfallen. Das liegt an der Inszenierung, den Bildern, den Schnitten, der Musik. Das Drama versucht eine gewisse Sinnlichkeit, die ja mit dem Thema Schokolade schon vorprogrammiert ist, einzufangen und macht das auch ganz gut – selbst wenn ich auf ein paar „Schokolade-zwischen-Lippen“-Close-ups verzichten könnte. Und es liegt auch an Elena, mit der unser Chocolatier ab einem bestimmten Punkt eine sehr ehrliche und tröstliche „Friends with benefits“-Beziehung hat. Erwachsene Menschen. Die Sex haben. Na sowas. Es ist schön, nach all den keuschen Kdramas mal wieder einen etwas unaufgeregteren und offeneren Umgang mit dem Thema zu sehen.
Unnötig zu sagen, dass ich 100% Team Elena bin, obwohl meine Abneigung gegen Saeko mittlerweile etwas gesunken ist. Ich bin sicher, dass diese Hoffnung enttäuscht werden wird, denn so revolutionär ist dieses Drama sicher nicht, dass sie ein OTP aus zwei populären Schauspielern aufgeben, aber ich erfreue mich an meinem alternativen Pärchen, solange ich noch kann.
Alles in allem ein schönes Jdrama mit vielleicht ein paar unglücklich Verliebten zu viel. Und mein Blick richtet sich gerade wieder etwas mehr in Richtung Japan, das ich in den letzten Jahren zugegebenermaßen ziemlich aus den Augen verloren hatte.
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Hallo!
1994 – hab ich nur auf meiner Liste, das muss aber gar nichts heißen, denn bisher konnte ich mich noch nicht durchringen es auch nur probeweise an zu schauen.
Prime Minister & I – geht mir ähnlich.
You From Another Star – dito, es tut gut mal wieder befreit bei einem Drama zu lachen, auch wenn es Schwächen hat, Schwamm drüber.
Shitsuren Chocolatier – ich war versucht, bin bisher dieser Versuchung nicht erlegen.
Und generell geht es mir bei J-Dramen wie dir, ich vermisse sie bin in den letzten zwei Jahren jedoch kaum über 2-3 von ihnen hinaus gekommen.
Im Moment schaue ich SHARK oder sagen wir, ich habe gerade damit angefangen, erfrischend sind die Länge der Folgen ganze 30 Minuten. Herrlich! In der Kürze liegt die Würze.
Ich werde jetzt definitiv mal wieder etwas in der Jdrama-Kiste wühlen. Ich fühle mich von Korea im Moment derart wenig inspiriert, dass ich nach dem Ende von YFAS quasi nichts mehr habe, was ich wirklich sehen möchte. Ich hoffe noch auf „Secret Love Affair“, aber das war’s dann auch.
Oh, auf Secret Love Affair bin ich auch gespannt.^^
Reply 1994 habe ich nur so verschlungen und ich liebe es heiß und innig, habe jede Minute in mich eingesagt :DD
Prime Minister And I hat mich am Ende auch ein bisschen enttäuscht, aber ich mochte es dennoch sehr. Vielleicht auch, weil meine Erwartungen übertroffen wurden, die waren aber nicht sehr hoch^^
Star:
Gleiche Meinung, ich werde wahrscheinlich wieder einen Liebesroman verfassen müssen xDD
Hi there,
ich würde gerne Deine Meinung hören, wenn Du „Star“ abgeschlossen hast. Aber bisher bin ich absolut Deiner Meinung. 🙂
Grüße,
Aigoopi
Hallo 🙂
Meine abschließénde Meinung: Das Drama leidet leider unter einem typischen Fantasy-Kdrama-Symptom, nämlich, dass es zu wenig Regeln für seine übersinnlichen Phänomene hat. Das ist aber auch schon das einzige, was meine Freude über das Ende trübt, das fand ich nämlich tatsächlich mal perfekt und unglaublich passend angesichts der Tatsache, dass er 400 Jahre auf der Erde gelebt hat, ohne wirklich zu LEBEN und die kleinen, glücklichen Momente zu schätzen.
Und wie siehst du das?
Hallo,
ja, absolut Deiner Meinung. Das wurde vielerorts angekreidet, hab ich festgestellt. Was ich auch eher schwach fand, war, diese Deus Ex Machina Lösung bezüglich des Wurmlochs. Da hätte man sich vielleicht ein bisschen mehr anstrengen können. Joah …
Grüßle,
Aigoopi.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass so mancher Probleme damit hat, dass es kein typisches Happy-Ever-After-Ende ist. Und für mich ist es genau die Stärke des Dramas, da diese formelhaften Hochzeit-Baby-Kitsch-Enden mich immer mehr langweilen. Ich denke da immer: Lasst die Pärchen doch mal in ihrer Zweisamkeit in eine ungewisse Zukunft segel, bevor ihr sie unter die Haube quetscht und ihnen quengelnden Nachwuchs verpasst.