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Dramageplauder 1/2016 – Erste (und zweite) Eindrücke

20. September 2016

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Wenn es eine goldene Regel für das Verfolgen von Serien während der Ausstrahlung gibt, dann, dass es nie bei einer allein bleibt. Irgendwie muss man es ja eine Woche mit dem quälenden Cliffhanger aushalten, und dann schaut man zur Ablenkung hier oder da mal rein, und ehe man’s sich versieht, gliedert sich die Woche nur noch in Tage, an denen eine neue Folge von diesem oder jenem kommt.

Nach über einem Jahr Pause bin ich jetzt also wieder an diesem Punkt und merke erst jetzt, wie sehr ich es vermisst habe. Ich weiß nicht, ob es an der langen Auszeit liegt, oder ob im Moment einfach etwas bessere Zeiten angebrochen sind, aber diesmal gibt es tatsächlich 3 Serien, über die ich gerne schreiben möchte: Jealousy Incarnate, Moonlight Drawn by Clouds und Scarlet Heart: Goryo.

Und falls sich jemand fragt, was aus „W“ geworden ist: Ich habe die letzten 3 Folgen noch nicht gesehen (also bitte keine Spoiler, auch keine Andeutungen!), einfach weil ich keine Lust hatte – man kann mir nur eine begrenzte Anzahl an den Haaren herbeigezogener Plottwists servieren, ehe ich unleidig werde… Aber nun auf zu erfreulicheren Dingen.

 

Jealousy Incarnate (질투의 화신)
SBS, 8/24 Folgen

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Was zunächst nach einer klassischen RomCom aussah, entpuppte sich als manchmal recht eigenwillige Serie voller kleiner menschlicher Dramen, die mir jede Woche ein bisschen mehr ans Herz wächst.

Die Heldin dieser Geschichte heißt Pyo Na Ri und träumt davon, Nachrichtensprecherin zu sein. Leider hat es dafür nicht ganz gereicht, deshalb ist sie jetzt Wetterfee bei einem großen Sender und muss sich von der Regie Dinge wie „Die Brust bitte etwas mehr in Richtung Seoul!“ anhören. Zu Beginn ihrer Karriere war sie ziemlich in den smarten (selbstverliebten, egozentrischen, ziemlich nervtötenden …) Anchor Lee Hwa Shin verschossen, der sie natürlich keines Blickes würdigte, doch nach dessen Weggang ins Ausland sind ihre Gefühle abgekühlt, und gerade hat sie einen neuen Mann kennengelernt: den gutaussehenden Geschäftsmann Go Jung Won. Als dann Hwa Shin wieder auf der Bildfläche erscheint, werden die Dinge kompliziert.

Na Ri entastet durch Zufall (fragt nicht …) einen Knoten in Hwa Shins Brust. Nachdem sie ihre Mutter durch Brustkrebs verloren hat und deshalb selbst regelmäßig zur Vorsorge muss, drängt sie ihn so lange, bis er sich untersuchen lässt. Zuerst will er es nicht glauben, denn Brustkrebs bekommen doch nur Frauen, doch dann wird er eines Besseren belehrt. (Keine Sorge, das ist trotzdem kein „Er wird sterben!“-Krebsdrama ;)) Und je mehr Zeit Hwa Shin (unfreiwillig) mit Na Ri verbringt und je besser er sie kennenlernt, desto mehr Interesse entwickelt er an ihr. Aber da ist ja noch Jung Won …

Daneben gibt es noch eine Fülle anderer Figuren, die alle mit unseren drei Protagonisten in Verbindung stehen. Das Motto Eifersucht lässt sich hier nicht nur in den diversen Liebebeziehungen wiederfinden, sondern auch in Beruf und Familie.

Diese Nebenfiguren waren es aber auch, die dem Drama bei seiner Premiere beinahe das Genick brachen. Dutzende Figuren, die einem einfach so entgegengeworfen werden und scheinbar kein roter Faden. Wäre da nicht das ungewöhnliche wie interessante Thema „Brustkrebs bei Männern“ gewesen und würde ich den Cast nicht so mögen, ich hätte wohl schon an dieser Stelle abgebrochen. Was schade gewesen wäre, denn in den Folgen danach findet die Serie recht schnell ihre Richtung, und man beginnt das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren zu begreifen.

Seo Sook-Hyang ist eine Autorin, mit der ich oft so meine Probleme habe. Es sind ihre ungewöhnlichen Themen und Figuren, die mich an ihren Serien interessiert sein lassen, aber obwohl ich sie mit ganzer Kraft mögen will, kann ich es meistens nicht. Egal ob Romance Town, Miss Korea oder Pasta: Die Figuren tun Dinge, und das sind durchaus interessante Dinge, aber ich habe keine Ahnung, warum sie sie tun. Dadurch verliere ich dann zunehmend das Interesse und breche irgendwann ab. (Ausnahme: Love and Law von 2008). Deshalb bin ich auch etwas überrascht, wie sehr ich Jealousy Incarnate mag.

Das heißt nicht, dass ich nicht auch meine Probleme mit Teilen der Serie habe. Womit ich nicht immer gut zurechtkomme, ist zum Beispiel der Humor: Wenn herumgeschrien wird und alles durcheinander geht, finde ich das eher anstrengend als lustig. Woran ich mich außerdem schwer gewöhnen kann, ist die Gewalt in dem Drama und wie sie dargestellt wird. Da verdreschen Mütter ihre Söhne, Kolleginnen sich gegenseitig, und es wird wie Comedy inszeniert. Und doch … Der Humor, der im ersten Moment so unpassend erscheint, lässt die Tragik des Moments nicht verschwinden, er hebt sie auf eine sehr verquere Weise hervor. Weil zwischenmenschliche Konflikte, egal wie albern, kleinlich und lächerlich sie manchmal erscheinen mögen, gleichzeitig auch sehr weh tun können – und weil verletzte Menschen manchmal sehr alberne Dinge tun.

Da ist der erfolgreiche, übermäßig von sich überzeugte junge Mann, der in einer Welt voller überzogener Männlichkeit an einer „Frauenkrankheit“ leidet und so die unglaubliche Fragilität dieses Männlichkeitskonzepts sichtbar macht. Dessen Angst vor Entdeckung, vor Entmännlichung, um ein Vielfaches größer ist als die Angst vor der Krankheit – und dessen Befürchtungen von den Menschen in seiner Umgebung auf grausame Weise bestätigt werden. Oder die beiden Frauen, die eine von Sexismus und Rivalität geprägte Lebens- und Arbeitswelt zu erbitterten Feindinnen macht. Die an einem Kind zerren, das die eine geboren und die andere großgezogen hat, ohne zu merken, wie sehr sie allen Beteiligten damit verletzten – am meisten wohl sich selbst.

Da ist so viel Fleisch am Gerippe dieses Dramas, dass es eine Freude ist, zuzusehen und immer neue Facetten an den Charakteren zu entdecken. War ich Anfangs sehr skeptisch wegen der 24 Folgen, freue ich mich jetzt, noch etwas mehr Zeit mit Na Ri und Jung Won und Hwa Shin verbringen zu dürfen.

 

Moonlight Drawn by Clouds (구르미 그린 달빛)
KBS2, 9/18 Folgen

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Moonlight Drawn by Clouds ist eine historische Serie, angesiedelt in der Joseon-Ära, die viel Bekanntes bietet: eine junge Frau, die als Mann verkleidet an den kaiserlichen Hof kommt (in diesem Fall als Eunuch), ein schönen, jungen Prinzen, mit dem sie sich anfreundet, einen schönen jungen Adeligen, der ihre Identität kennt und ihr immer wieder aus der Patsche hilft, einen einsamen Krieger mit Geheimnissen, der mit ihnen allen befreundet ist. Schon bald fliegen die rosa Herzchen nur so durch die Luft, während Palastintrigen unseren Figuren immer neue Hindernisse entgegenwerfen, die es zu meistern gilt.

Was dieses Drama so erfolgreich macht, ist die Tatsache, dass seine Macher genau wissen, was es kann und können muss. Da wird nicht versucht, es nach mehr aussehen zu lassen, als es ist, sondern man konzentriert sich darauf, die Dinge gut zu machen, die wichtig sind, für so ein leichtes Teenie-Sageuk mit ganz viel Gefühl. Die Serie hat ein tolles, gleichmäßiges Tempo, einen netten Soundtrack und neben der Liebesgeschichte eine Handlung, die angemessen simpel, aber dennoch spannend ist. Dazu einen mit Park Bo Gum perfekt besetzten Prinzen, der alles ist, was man sich von so einer Figur wünschen kann und beweist, dass es kein „Arschloch“ braucht, um die weiblichen Zuschauer in Verzückung zu versetzen. (Von mir aus könnte es im Dramaland gerne etwas weniger unfreundliche, übergriffige Typen geben, die geläutert werden müssen und dafür mehr kesse, intelligente Prinzen, die ihre Fehler einsehen und sich entschuldigen können!)

„Moonlight Drawn by Clouds“ ist zuverlässiger Fluff, in den man sich nach einem harten Tag fallen lassen kann. Wenn ich dieses Drama schaue, möchte ich zugleich lachen und weinen. Es bietet die perfekte Art von emotionaler Achterbahn. Etwas, das nicht zu tief geht, von dem man sich aber in dem einen Moment bedingungslos mitgerissen fühlt. Hin und wieder will ich einfach schniefend und giggelnd vor dem Bildschirm sitzen und insgeheim froh sein, dass mich keiner so sehen kann.

Wenn ich etwas kritisieren würde, dann dass unser Mädchen in Jungenkleidern als Figur so blass ist. Ich meine, sie wird uns als Autorin von Beziehungsratgebern unter männlichem Pseudonym präsentiert, da könnte man richtig drauf aufbauen, aber kaum ist sie im Palast, ist sie halt doch nur der kleine Junge, der ständig errötet und von einem Schlamassel in den nächsten purzelt. Der, der zunächst wie ein kleiner Bruder ist und dann zunehmend den Beschützerinstinkt der Männer um sich herum weckt, die sich ihrer Gefühle dann nicht mehr so sicher sind. Das habe ich einfach schon zu oft gesehen, um nicht hin und wieder mit den Augen zu rollen.

Aber abgesehen davon: Richtig schön.

 

Scarlet Heart: Ryo  (달의 연인-보보경심 려)
SBS, 8/21 Folgen

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Mit Scarlet Heart hat man auf dem Mo/Di-Slot eine weitere historische Serie ins Rennen geschickt, bei der es sich um das Remake eines erfolgreichen chinesischen Dramas handelt.

Kurz gesagt, geht es um eine junge Frau, die nach einem Unfall aus der Gegenwart mal eben 1000 Jahre in die Vergangenheit befördert wird und zwar direkt in den Körper eines ihrer früheren Leben (zumindest interpretiere ich das so). Dort gerät sie dann in den Machtkampf eines ganzen Rudels von Prinzen um den Thron. Romantische Verwicklungen sind natürlich auch mit von der Partie.
Im Vergleich zum chinesischen Original, das eine bittersüße und oft tragische Geschichte über die Gier nach Macht ist, ist die koreanische Version ein bisschen wie Kinderfasching. Zwar recht unterhaltsamer Kinderfasching, aber dennoch.

Weil ich eben beim Thema „Drama, das weiß, was es ist und was es kann“ war: Nun, „Scarlet Heart: Ryeo“ ist wohl das Gegenteil davon. Es ist, als hätten sämtliche Beteiligten nie geklärt, was sie da eigentlich machen wollen. Bombastische Historienserie, wie die Promo ahnen ließ? Grimmige Action? Ernsthaftes Drama? Fluffige Comedy? Klassisch oder doch mit modernen Elementen? Es ist, als würden alle gegeneinander arbeiten oder zumindest nicht miteinander: Skript, Regie, Schnitt, Musik. Der Stoff war definitiv eine Nummer zu groß für die Drehbuchautorin, der es nicht gelingt, einen einheitlichen Ton für die Geschichte zu finden. Wo das chinesische Original am Anfang noch eher leicht und ein wenig amüsant war, bis es dann sehr ernst wurde, schwankt die koreanische Version ständig zwischen den Extremen. Der Regisseur hat eine verstörende Vorliebe für Nahaufnahmen, und der Schnitt sorgt für eine Menge Verwirrung, weil – wie mittlerweile bekannt wurde – Szenen plötzlich an komplett andere Orte verpflanzt wurden, als ursprünglich geplant, und so immer wieder Brüche in der Erzählung entstehen. (Mittlerweile schneidet man wohl fürs koreanische Fernsehen neu, die internationalen Portale zeigen aber noch immer die alte Fassung, so dass verschiedene Versionen im Umlauf sind.) Und als wäre das nicht genug, garniert man das Ganze auch noch mit modernen Popsongs mit englischem Refrain und Rapeinlage. WTF …

Warum bin ich also noch dabei? Weil es trotz allem irgendwie halt doch Spaß macht. Es kann gut sein, dass ich in einigen Wochen frustriert aufgebe, aber im Moment freue ich mich richtig auf jede neue Episode und bin irgendwie auch gespannt, wo diese Adaption neue Wege gehen wird (was ich an und für sich begrüße, ich möchte gar nicht dassselbe Drama zweimal sehen). Alles in allem: Quatsch, aber ziemlich unterhaltsamer Quatsch mit ein bißchen Eyecandy. Auch nicht immer das Schlechteste. 😉

EDIT: Na gut, ich revidiere das mit dem Spaß machen. Nach dem Ende von Folge 10 (ACHTUNG SPOILER) war es das eventuell für mich. Ich geb der Sache noch eine Folge, aber wenn sich das so fortsetzt, bin ich raus. Wenn ma mich mit einem so richig vergrätzen kann, dann sind das „forced kisses“. Können wir bitte damit aufhören? Und können wir vor allem damit aufhören, die Typen immer (IMMER!) zu entschuldigen? Ja, aber hatte so Seelenqual, bla. Und er ist doch so heiß! Aber am Ende mochte sie es doch! Eigentlich wollte sie es ja eh! Nope, ne, nein. So argumentieren auch Vergewaltiger in der realen Welt, und ich möchte kotzen, wenn das übergriffige Verhalten eines romantischen Helden mit diesen Argumenten verteidigt wird. So nicht.

5 Kommentare leave one →
  1. 20. September 2016 20:25

    Momentan kann ich nur zu Jealousy Incarnate oder auch Don’t Dare to Dream was sagen:
    -nach zwei Folgen dachte ich: „Oh, das wird anstrengend!“
    -nach vier Folgen dachte ich: „Oh, es besteht noch Hoffnung.“
    jetzt will ich nur noch wissen wie es weiter geht …
    P.S. Da ist was dran, aus eins werden zwei, dann drei und dann ist die Woche voll Drama!

    • 21. September 2016 13:53

      Dachte mir schon, dass du das schaust, weil du ja auch Miss Korea mochtest. 🙂 Im Moment liebe ich das Drama so sehr, dass ich Angst habe, dass es auch wieder was Doofes tut, das es mir vermiest …. 😦

      Dass du Moonlight nicht schaust, wundert mich aber, dachte das schaut im Moment so gut wie jeder. Ist so was nicht so dein Ding oder keine Zeit?
      (Scarlet Heart kann man ja vernachlässigen, das sollte ich eigentlich auch längst nicht mehr schauen. -_-)

      • 21. September 2016 17:53

        Moonlight, klang mir zu „seicht“ oder zu sehr nach „Zuckerwatte“ und bei dem historisch angehauchten Genre tu ich mich seit THE MOON THAT EMBRACES THE SUN schwer, eine gewisse Phobie, die ich nie ganz los geworden bin …
        Ich habe auch ARANG AND THE MAGISTRATE nicht gesehen, da war ich ziemlich alleine. Ich glaube aus dem Bauch heraus würde ich sagen GUNMAN IN JOSEON, FAITH, QUEEN IN HYUN’S MAN und THE PRINCESS‘ MAN waren die letzten aus dem Fach, die ich verfolgt habe, okay noch ein japanisches mit Oguri Shun.
        Vielleicht habe ich mich auch einfach daran satt gesehen, dass mich schon die Idee nicht mehr lockt.
        Im Moment mag ich noch gerne FANTASTIC, bei SHOPPING KING LOUIE bin ich mir momentan auch eher unsicher, das fängt ja heute erst an.
        Ich merke gerade meine Dramaeinheiten werden wieder kleiner, aber die letzte Woche lag ich mit Grippe flach und habe mich an einem Daily vergriffen, gute hundert Folgen, keine Neuerfindung des Dramas, aber es hat mich etwas beschäftigt, denn lesen ging leider gar nicht. 😉

        • 21. September 2016 23:42

          Es ist seicht, ja, aber auf eine sehr herzliche, niedliche Art. Vom Genre her lässt es sich am besten vergleichen mit Sunkyunkwan Skandal.
          Ich bin jetzt auch jemand, der nicht zwingend gerne historisch schaut, aber ab und an ist dann doch mal eines dabei, bei dem ich es probiere. „Arang“ habe ich abgebrochen, obwohl ich Shin Min Ah sehr liebe. „The Princess‘ Man“ war phantastisch – leider kann ich den Anblick von Park Shi Hoo nicht mehr ertragen.
          Fatastic habe ich angefangen, dann habe ich gemerkt, dass es um Krebs geht und wieder ausgemacht. Dabei hatte ich mich gefreut, die Hauptdarstellerin mal wieder zu sehen, aber ich will so einen Plot im Moment nicht.
          Shopping King probiere ich mal aus, nachdem Scarlet Heart mit Folge 10 jetzt wohl für mich gestorben ist, habe ich freie Kapazitäten.

        • 22. September 2016 04:18

          Sunkyunkwan Skandal – habe ich auch nicht gesehen.
          Mit Park Shi Hoo haben wir wohl alle ein „kleines“ Problem.
          ON THE WAY TO THE AIRPORT hat gestern auch angefangen, das probiere ich wahrscheinlich noch aus. Vielleicht später WOMAN WITH A SUITCASE und dann ist da gar nicht mehr so viel, das mich dieses Jahr noch locken könnte. LEGEND OF THE BLUE SEA???
          Vielleicht schaffe ich es doch mal noch ein paar alte zu sehen, die ich bisher verpasst hatte.
          Shin Min Ah mag ich auch, aber auch MY VENUS, oder wie es hieß habe ich nicht gesehen.

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