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„Wir müssen draußen bleiben“ – Autoren und Lesercommunitys

24. September 2013

 

Die schöne neue Internetwelt hat für Leser und Autoren ja einiges verändert. Nicht nur, dass das Veröffentlichen und der Zugang zu Literatur einfacher geworden sind, mit einem Mal sind diese beiden Parteien auch in der Lage, direkt zu kommunizieren. Autoren und Leser sind durch Social Media und Co näher zusammengewachsen. Näher vielleicht, als es für beide gut ist, wie sich gerade in den letzten Monaten immer wieder gezeigt hat.

 

Vor wenigen Tagen hat Goodreads unter anderem auf Drängen von Autoren seine Nutzungsrichtlinien geändert. Es ist nun nicht mehr erlaubt, über das Verhalten von Autoren zu sprechen. Reviews und Listen, die sich mit dem Verhalten von Autoren beschäftigen, werden ab sofort komplett gelöscht. Wohlgemerkt, es geht hier nicht nur um eindeutig beleidigende Kommentare (was ich natürlich verstehen könnte), sondern auch um die kritische Auseinandersetzung mit Autoren. Auch Tags wie „Autoren, die ich nicht lesen möchte“ sind nicht mehr erlaubt. Nach Aussage vieler Mitglieder hat man auch bereits mit dem Löschen begonnen – ohne Vorwarnung natürlich. (Obwohl das von Goodreads nach wie vor dementiert wird).

Mich macht das – vor dem Hintergrund einiger Vorfälle in den letzten Monaten – sehr nachdenklich. Goodreads wurde als Plattform für Leser gegründet, zum Katalogisieren und zum Austausch über Bücher. Und damit wird sie automatisch auch attraktiv für Autoren, die dort aktiv an potentielle Leser herantreten können. Immer mehr Autoren begannen Goodreads zu bevölkern und sich unter ihre Leser zu mischen. Manche davon verhielten professionell und zivilisiert, aber andere wiederum sahen sich beflissen, auf negative Rezensionen zu ihren Büchern zu antworten und die Rezensenten zum Teil heftig anzugreifen. Da entstanden regelrechte Autorencliquen, die wilde Verschwörungstheorien aufstellten (nicht nur Deutschland hat eine imaginäre „Rezimafia“). Woraufhin wieder empörte Lesergruppierungen entstanden, die sicher machten, dass in Listen und Rezensionen jeder von diesem Fehlverhalten erfahren würde. Was natürlich nicht gerade zur Entspannung der Situation beigetragen hat.

Dass irgendwann etwas passieren musste, war klar. Dass es aber gerade die Leser sind, die jetzt beschränkt werden, ist interessant. Denn Goodreads war ursprünglich eine Leserplattform, sie sollte in erster Linie dem Austausch von Lesern dienen. Nicht dem Streicheln von sensiblen Autorenseelchen, die keine Kritik ertragen und ihre Zunge im öffentlichen Raum offenbar nicht unter Kontrolle haben und dann nicht mit den Konsequenzen leben können. Eine offene Diskussion und Auseinandersetzung über Autoren (sofern sie frei von Beschimpfungen und Beleidigungen ist) muss auf einer Plattform, wo Leser sich über Bücher austauschen, erlaubt sein. Indem man nun die Leser in ihrer freien Meinungsäußerung beschneidet und verhindert, dass sie das Fehlverhalten von Autoren öffentlich machen, tut man einen weiteren großen Schritt weg von einer Leserplattform, hin zu einer Marketingplattform für Autoren und Verlage, wo Unliebsames unterdrückt wird. Es würde mich nicht wundern, wenn das eine direkte Auswirkung der Übernahme durch Amazon zu Beginn diesen Jahres wäre.

Auch für die Autoren gibt es etwas Neues. Nun taucht nämlich unter jeder 1-Stern-Rezension zu ihrem Buch folgender Text auf:

gr_twitter01

Quelle: https://twitter.com/BrigidKemmerer/status/381247604069122048

Offenbar meint Goodreads, Autoren jetzt bei der Hand nehmen zu müssen. Allein, dass man denkt, so ein Text sei nötig und angemessen, ist ein Armutszeugnis, weil es zum einen beweist, dass es sehr oft die Autoren selbst sind, die das „bullying“, das sie den Rezensenten vorwerfen, zuerst betreiben, und weil es zum anderen paradoxerweise die Aufmerksamkeit des Autors noch stärker auf die negative Rezension lenkt. Und dann liefert es ihm auch noch das ultimative Werkzeug: Du kannst die Rezension melden … Wie oft der Link wohl in der nächsten Zeit von Autoren gedrückt wird, die jede Form der Kritik als Bösartigkeit gegen sich selbst sehen? Statt klar zu regeln, dass Autoren einfach nicht mehr auf Leserrezensionen antworten sollen – und wenn, dann ohne Anschuldigungen, sonst droht Ausschluss -, werden sie sanft bei der Hand genommen, man streichelt ihnen wie kleinen Kindern verbal über den Kopf, weil schlechte Rezensionen zu bekommen ja wirklich ein Drama ist, und RÄT ihnen nichts zu sagen… Leser dagegen bekommen ein generelles Redeverbot. Auch das ist ein ziemlich deutliches Signal, wessen Spielplatz Goodreads nach und nach wird.

Interessant ist diese Entwicklung auch, weil sie sehr gut zu einem Artikel passt, der vergangene Woche einiges an Diskussionen ausgelöst hat.

 „You Got Your Industry in my Fanwork“ von Renay auf Strange Horizons

Der Artikel bezieht sich in Teilen auf einen Vorfall auf dem bekannten Blog „The Book Smugglers“. Dort ist vor einigen Monaten eine Kurzrezension der „Rivers of London“-Reihe von Ben Aaronovitch erschienen. Die Rezensentin Ana fand lobende, aber auch kritische Worte und letztere haben den Autor selbst dazu bewogen, sich in den Kommentaren zu äußern und ihr zu erklären, wo sie ihn und das Buch falsch verstanden habe. Ana reagierte darauf eher verschnupft. Teilweise aus inhaltlichen Gründen und teilweise auch, weil sie es kritisch sieht, wenn Autoren ihren Lesern sagen wollen, wie sie ein Buch zu lesen bzw. zu verstehen haben. Schon zu diesem Zeitpunkt löst das eine Diskussion dort in den Kommentaren und auch auf Twitter aus. Sollen bzw. dürfen Autoren sich zu Rezensionen äußern? Dürfen sie ihren Lesern vorschreiben, wie sie ein Buch zu interpretieren haben?

Zurück zu dem Artikel von Renay. Das Interessante an dem Artikel ist nämlich, dass sie Rezensionen als eine Art „Fanwork“ sieht, also als einen Teil der Fankultur. Quasi als etwas, das aus der Auseinandersetzung mit einem Werk entsteht, ähnlich wie andere Formen von „Fanwork“, wie „Fanfiction“ oder „Fanart“. Auf den ersten Blick mag das weit hergeholt klingen, aber tatsächlich ist es ein ganz interessanter Blickwinkel. Eine der goldenen Regeln der Fankultur sei es immer gewesen, „Fanwork“ von den Erschaffern des ihm zugrundeliegenden Werkes fernzuhalten – quasi eine gesunde Distanz zu wahren, um Konflikte und Beeinflussungen zu vermeiden. Sie schreibt:

I am interested in what I can extrapolate from a source myself, rather than relying on external canonical information from creators.

Und deshalb sieht sie es mit einer gewissen Befremdung, dass gerade Buchblogger immer enger mit Autoren und der Buchindustrie zusammenwachsen. Sich mit ihnen auf Cons treffen, mit ihnen auf Twitter plaudern, ihnen Links zu Reviews schicken. Sie nimmt eine zunehmende Professionalisierung von Buchblogs wahr.

The classification between book bloggers as „fans“ or „professionals“ continues to shift and become increasingly nebulous as we adapt to the industry noticing us. This has contributed to what I see as creators and publishers carving out a space inside fan communities for themselves and settling in for the long haul.

Dieses Eindringen sieht sie kritisch, denn es beeinträchtigt die freie Entwicklung der Fankultur und damit auch die unbeschwerte Diskussion über ein Werk:

It’s hard to build a robust fan community when The Powers That Be are so close, and discussions can easily feel observed, or even interrupted, by creators.

Und das ist der Moment, in dem der „Book Smugglers“-Vorfall eine Rolle spielt, denn dieser Blog ist eben so einer, der zunehmend mit Autoren und Buchbranche kooperiert und das mag dann Aaronovitch als Einladung gedient haben, sich in die Diskussion einzumischen.

Das Problem dieser Einmischungen ist immer, dass der Autor quasi eine Machtposition hat, er hat das Werk schließlich geschrieben, er weiß was drinsteht und stellt damit – auch aus seiner eigenen Sicht – eine Autorität dar, die Fandiskussionen hemmen oder beeinflussen kann. Und mit dieser Macht kommt auch eine Verantwortung. Der Autor schreibt den Text, aber es ist Sache der Leser, sich mit ihm auseinanderzusetzen und ihn zu interpretieren, ohne dass der Autor dazwischengrätscht.

I am intensely uncomfortable in fan/creator interactions because I’m never sure where the conversations about the work will go. Will it cause a fandom pileup with creators and fans at odds, or worse, different groups of fans? […]

For me, the takeaway is still, and probably will always be, that creators have canonical power and fans have interpretive power; bringing them both into a critical discussion is a recipe for fireworks.

Und genau das ist es auch, was auf Goodreads passiert ist. Das zunehmende Eindringen von Autoren in einen Raum, der für Leser geschaffen wurde, hat zu Konflikten geführt, die nun darin resultieren, dass man die Leser in ihrer freien Meinungsäußerung beschneidet.

Solche Beschneidungen kommen aber nicht nur durch eindeutige Verbote zustande. Man denke nur daran, wie sich die Blogger und Vlogger-Landschaft in den letzten Jahren verändert hat. Man sieht das besonders schön im Bereich der Beauty-Blogger und -Youtuber, die früher nett Schminktipps ausgetauscht haben, aber nun den Großteil ihres Outputs den Berichten von Blogger-Events und dem Vorstellen von neuen, ihnen gratis zugeschickten Produkten – wenn es ganz arg kommt auch mal mit gekaufter Meinung – widmen. So dass irgendwann eine Art Einförmigkeit entsteht, weil nicht mehr die Mädels selbst bestimmen, worüber geredet wird, sondern die Unternehmen mit ihrem Ausstoß an Freiexemplaren und ihren Events. Wie viel an Eigenheit ihnen verloren geht, merken viele im Rausch der angenehmen Aufmerksamkeit, die sie erfahren, gar nicht.

Bei den Buchbloggern ist das noch etwas weniger ausgeprägt – auch weil hier der Einfluss der Blogger auf die potentiellen Käufer noch lange nicht so groß ist. Aber auch hier tobte ja in der Vergangenheit immer wieder die große „früher war alles besser“-Diskussion, ausgelöst von der zunehmenden Fixierung auf Leseexemplare und Gewinnspiele.

Für Verlage und Autoren ist dieses Zusammenwachsen mit den Lesern ein schönes und legitimes Mittel zur Vermarktung ihrer Bücher. Die Blogger wiederum erhalten das Gefühl, sie seien wichtig, weil man sie in Form von Leseexemplaren oder persönlicher Kommunikation beachtet. Ich lese manchmal, dass Leute Probleme mit dem Abarbeiten ihrer Freiexemplare haben – schließlich will man dem Verlag für das Gratisbuch ja auch was Gutes tun. Und dabei verpassen viele es, ihren eigenen Lesestoff zu wählen. Einen, der vielleicht nicht nur aus Neuerscheinungen und Spitzentiteln der Verlagshäuser besteht. Sich einen Geschmack abseits des Trends herauszubilden oder sich auf Experimente einzulassen. Und noch etwas leidet darunter: Die unbeeinflusste, freie Meinungsbildung. Wie frei rezensiert es sich denn noch, wenn der Autor schon um die Ecke lauert, um einen zurechtzuweisen – und wenn der Verlag mitliest, der einem das Buch „geschenkt“ hat und ihm vielleicht noch weitere folgen lassen wird? Oder eben wenn Goodreads mit Löschung droht …

Die Frage ist, wo dieses Eindringen der Schöpfer in die Fan/Leserkultur halt macht. Und wie frei und offen die Diskussion über und die eigene Interpretation von Literatur dann noch sein kann. Auf Dauer werden die Leser einen Weg finden müssen, sich Freiräume zu schaffen und Grenzen zu setzen. Und es liegt an Autoren, diese Grenzen zu respektieren – und zu einem erwachsenen Umgang mit Kritik zu finden, denn damit werden sie, wenn sie sich unter Lesern tummeln, immer konfrontiert sein.

 

13 Kommentare leave one →
  1. 29. September 2013 12:04

    Ich habe den Artikel schon vor einigen Tagen gelesen und staune, dass noch keine Kommis drunter stehen. Aber vielleicht ging es den meisten wie mir, ich habe leider erst heute Zeit gefunden.
    Eine Kusshand habe ich Dir aber virtuell zugeworfen, denn ich mag den Artikel sehr und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
    In einem der Zusammenrottungszentren findet man mich nicht, denn für mich spielt sich überall das gleiche ab. Nicht nur, wenn eine Firma dahintersteht, geht es dabei nie um den Leser und die Mitglieder. Das kann man am besten an der deutschen Variante sehen, für die ich mich hier und da oft ein bisschen fremdschämen muss. Und so oft ich mich aus dem Newsletter abmelde, so oft bin ich dann doch irgendwann wieder drin. Nun ja, über die Mitgliedschaft muss jeder selbst entscheiden, ich persönlich brauche sie jetzt nicht. Ich frage mich ohnehin, wozu man einen Blog hat, wenn man sich dann dort mit allen „trifft“.
    Was Goodreads angeht: Als ich las, wer die übernommen hat, habe ich so etwas in der Art schon geahnt. Auch, dass die verantwortlichen offenbar mit Kritik und dann so massenhaft nicht gerechnet haben, passt ins Bild.
    Was passieren wird? Mhm. Meiner Erfahrung nach siegt der Riese. Denn Blogger sind recht durchschaubar. Es sind Klickzahlen, die zählen und jene, die in den Z.zentren agieren, haben eine größere Reichweite geschaffen. Auch, wenn jetzt alle empört sind, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie massenweise flüchten. Das war bei Tauschticket das gleiche. Alle lamentieren (weil eine Gebühr pro Tausch eingeführt worden ist) und dann … sind sie wieder da. Zu meiner Schande muss ich gestehen: ich auch. Aber es gab einfach keine vernünftige Alternative und man arrangiert sich eben. Natürlich ist das nicht wirklich vergleichbar, denn bei GR geht es ja um Meinungen und wenn die beschnitten werden … ich sehe es so bedenklich wie Du.
    Der Grund, warum ich keine deutschen Autoren lese, liegt übrigens auch darin begründet. Für mich war es aus, als einer mir unter eine Rezi zu einem seiner Bücher (das ich abgebrochen hatte) sinngemäß drunter schrieb, er könne das verstehen, wenn er sich so ansehe, was ich sonst noch so lese (Romance). So ein Ego ärgert mich und ich bilde mir schon ein, dass ich trotz Kritik höflich und deutlich über der Gürtellinie bleibe.
    Kommt ein Buch nun direkt von einem Verlag oder gar noch Autor, dann kann mir keiner erzählen, dass er unbeeinflusst bleibt. Ich habe selbst schon Bücher von einem der beiden Medien erhalten und da muss man schon richtig cool bleiben, was mitunter recht anstrengend sein kann. Was Autoren dazu treibt, Meinungen zu ihren Büchern zu kommentieren? Ich habe viele Jahre eine Community für (Jung- und Hobby-)Autoren geleitet, ich habe dazu längst meine eigene Theorie. Trotzdem sollten sich die meisten eine gewisse Professionalität zulegen. Dabei weiß ich natürlich, dass alles rund ums Schreiben ein knallhartes Geschäft ist.

    • 29. September 2013 20:19

      Danke für den langen Kommentar. Ich war auch etwas enttäuscht, dass keine Reaktionen kamen. (Nicht, weil ich so eine geltungssüchtiges Ding bin (also nicht nur *g*), sondern weil das ein Thema ist, das mich beschäftigt und interessiert und bei dem ich mich freue, wenn ich Meinungen mit anderen Leuten darüber austauschen kann.) Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Feed offenbar mal wieder Schluckauf hatte (siehe Irinas Kommentar).

      Zu den „Zusammenrottungszentren“: Ich bin damals von der deutschen Variante, in die ich nach dem Ende von „buchpfade“ zwangseingebürgert wurde, geflohen. Zu dem Zeitpunkt stellte man die Datenbanken um und es war über Monate nicht möglich, neue Bücher einzupflegen. Bei jeder Nachfrage kam eine andere Ausrede: Die Programmierer sind krank, bla. Gleichzeitig wurde man mit Ankündigungen für Autorenleserunden nur so beballert. Da war mir klar, wohin die Reise geht. Mein Weg führte mich zu Goodreads, das damals noch klein und wirklich eine sympathische Plattform war. Es gab noch keine Autorenkonten und viel Kommunikation mit den Lesern. Goodreads-Rezensionen waren meistens kritischer und ehrlicher und das mochte ich. Aber das hat sich mittlerweile natürlich stark verändert und das wird auch so bleiben. Klar, Goodreads wird jetzt keinen großen Mitgliederschwund zu beklagen haben. Weil es die meisten einfach nicht interessiert. Es werden ein paar kritische Stimmen verschwinden, es werden ein paar Pöbler verschwinden, aber die große Masse wird bleiben. Genauso wie anderen großen Unternehmen ihre Skandale nicht schaden: Die Leute sind bequem und froh, wenn ihre Leben unkompliziert verläuft und wollen sich mit solchen grundsätzlichen Fragen nicht belasten.
      Ich finde das alles schade, denn ich finde es ganz schön, wenn viele Menschen miteinander diskutieren können. Auf Blogs ist man ja dann doch immer etwas isoliert und muss warten, ob man gefunden wird.

      Interessant zu hören, dass es dich sogar davon abgebracht hat, deutsche Autoren zu lesen/rezensieren. Aber es stimmt schon, man überlegt sich gut, ob man sich den Stress geben möchte, wenn mal wieder einer meint, einem eine reindrücken zu müssen, weil er mit der Kritik nicht zurechtkommt.
      Ich nehme auch deshalb keine Rezensionsexemplare für den Blog an. Ich scheue mich nicht, meine Meinung zu sagen, aber es fühlt sich nicht so unbeschwert an, wenn man das Buch kostenlos von jemandem bekommen hat, der sich davon etwas erhofft.

      Die Theorie würde mich jetzt interessieren. 🙂 Ich habe da ja auch so meine Vermutungen zu dem Thema.

  2. 29. September 2013 18:22

    Aus irgendwelchen Gründen taucht dein Artikel erst heute in meinem Feedreader auf?!

    Ich habe die Meldung zur Änderung der Goodreads-Nutzungsrichtlinien auch mit einigem Befremden zur Kenntnis genommen – und natürlich auch den (möglichen) Zusammenhang mit der Übernahme von Goodreads durch Amazon hergestellt. Listen wie „Autoren, die ich nicht mag“ zu verbieten“, ist schlicht lächerlich. Ich bin froh, dass ich bei Goodreads nicht viel mache und schon gar keine Rezensionen einstelle. So grundsätzlich sehe ich wohl ein, dass die Grenze zwischen sachlicher Kritik und auf Unterhaltsamkeit bedachtem zynischen Verriss manchmal schnell überschritten ist (ich bin da ganz sicher auch schon häufiger übers Ziel hinausgeschossen, finde das auf meinem Blog als Privatperson allerdings auch okay und bin der Meinung, ein Autor muss das einfach abkönnen), aber die Goodreads-Geschichte klingt ja wirklich schon danach, als wollte man überhaupt keine negative Kritik mehr zulassen.

    So oder so: Ich war und bin der Meinung, dass ein professioneller Autor (ebenso wie Lektor oder Verleger) sich in der Öffentlichkeit NIEMALS zu Kritik an seinen Werken äußern sollte, schon gar nicht beleidigt. Auch die Belehrung der Leser à la Aaronovitch ist m.E. vollkommen unangebracht; wenn der Leser das Werk eines Autors anders oder gar nicht versteht, ist das eben so – und nicht unbedingt Schuld des Lesers. Und übrigens finde ich auch, dass Autoren die Klappe halten sollten zu Werken anderer Autoren, ob positiv (ist eh unglaubwürdig) oder negativ (ebenso unglaubwürdig). Diese ganzen Social-Media-Plattformen wie Goodreads, Facebook, Twitter und auch (persönlich gehaltene) Autorenblogs bieten leider jede Menge Raum für Fettnäpfchen, in die viele Autoren gerne tappen. Ich persönlich will eigentlich von Autoren selbst nur Infos zu ihren Büchern, sonst nichts. Und ich glaube, diese Zeiten werden bald wieder da sein, weil irgendwann die meisten gelernt haben, dass alles andere einfach zu viel Angriffsfläche bietet.

    Was die Rolle von Rezensionen als Form von Fanwork angeht: Ich glaube, dass sich da zumindest die deutschen Buchblogger bzgl. ihres Einflusses gehörig überschätzen.

    • 29. September 2013 19:54

      Das mit dem verspäteten Auftauchen kommt häufiger vor, ich hatte mal einen Fall, da dauerte es eine Woche. Ich habe keine Ahnung, woran es liegt. Ist ziemlich lästig.

      Ich habe Goodreads eigentlich seit der Übernahme mit Amazon nicht mehr wirklich genutzt. Ich habe mein Konto noch, weil ich es als Informationsquelle ganz nützlich finde und mich noch keine der Alternativen völlig überzeugt hat, aber ich fühle mich dort nicht mehr wohl. Und dieser Vorfall trägt nicht unbedingt dazu bei, mein Wohlbefinden zu wiederherzustellen.

      Meine Meinung zur Social-Media-Beteiligung von Autoren ist ja etwas „offener“. Ich finde es in Ordnung, wenn über Privates geredet wird (obwohl ich mich manchmal echt frage, was z.B. Ilona Andrews reitet, wenn sie Fotos ihrer Kinder veröffentlicht). Ich finde es persönlich auch ganz angenehm und interessant, ein wenig mehr von einem Autor zu erfahren, als nur Informationen zu den Büchern. Aber es muss immer eine gewisse Professionalität gewahrt sein. Das bedeutet: Nicht, unter keinen Umständen, auf Rezensionen antworten. Keinen Dreck werfen, nicht auf Leser, nicht auf andere Autoren, nicht auf Lektoren und Verleger. Immer wenn ich einen Autor über seinen Verlag oder Lektor klagen höre, kriege ich einen Hals. Abgesehen davon, dass es bei solchen Dingen immer eine andere Seite gibt (und manchmal würde man sich wundern, wie Autoren sich ihren Verlagen gegenüber benehmen können), gehört sich das einfach nicht.
      Und es gibt ja auch eine ganze Reihe von Autoren, die sich in der Öffentlichkeit bewegen und solche Situationen relativ gut umschiffen, einfach weil sie wissen, wann sie die Klappe halten müssen.
      Übrigens denke ich nicht, dass es weniger werden wird. Ganz im Gegenteil. Aber ich denke, dass die großen Verlage ihren Autoren ein Social Media Training angedeihen lassen werden (tun sie in den USA teilweise schon jetzt). Was dann noch bleibt ist die zunehmend größere Masse der Selfpublisher, für die Social Media lebensnotwendig ist und die sich weiterhin mit ihren Kritikern kloppen werden. Ich denke, da werden wir in den nächsten Jahren noch viel öffentlichen Zoff haben.

      Ich denke auch, dass die deutschen Buchblogger sich überschätzen. Ich habe bei den meisten Buchbloggern den Eindruck, dass sie vor allem von anderen Buchbloggern gelesen werden, die die gleichen Freiexemplare bekommen. Mit Ausnahme der wirklich großen Buchblogs.

  3. 30. September 2013 15:56

    Eine tolle Zusammenfassung des ganzen Dramas. Danke dafür! Die goodreads Sache hatte ich schon mitbekommen, aber von dem Book Smugglers Vorfall wusste ich z.B. gar nichts.
    Einerseits finde ich es schön, wenn man sich durch die heutigen Medien auch mal mit Autoren kurzschließen kann (z.B. wenn man eine Frage zum Buch hat oder einfach danke sagen will, weil einen der Roman so berührt hat), andererseits bringt es natürlich diesen ganzen Stress mit sich und Autoren, die sich einfach nicht zusammenreißen können und ständig Rezensionen über ihre eigenen Bücher lesen und teilweise auch noch kommentieren müssen. Ich verstehe nicht, wieso man sich das antut.
    Totaler Mist, dass goodreads da jetzt solche Entscheidungen trifft. Autoren-bashing finde ich auch nicht gut, aber es sollte schon erlaubt sein darauf hinzuweisen, dass bestimmte Menschen sich so und so verhalten haben. Ich finde gr sollte einfach eine Plattform für Leser bleiben. Dann lieber gar keine Einbindung (und dadurch Kontakt) von Autoren.

    Ich finde übrigens, dass John Green da ein schönes Gegenbeispiel bietet. Er ist ja sehr eingebunden in die sozialen Medien und hat auch viel Fankontakt. Gleichzeitig betont er aber immer, dass Bücher den Lesern gehören und dass es z.B. von seinen eigenen Werken keine richtigen Interpretationen gibt sondern nur das, was die Leser daraus machen/mitnehmen.

    • 30. September 2013 17:20

      Es gibt viele Autoren, die sich da zusammenreißen können und einen guten und intensiven Fankontakt haben. Und von Autorenseite gibt es derzeit ja auch viel Kritik für diese Entscheidung von Goodreads. Ich finde den direkten Kontakt auch schön und möchte ihn nicht missen. Mann muss sich halt die Leute aussuchen, die vernünftig sind und alle anderen ignorieren.

      Goodreads musste zweifellos handeln und hätte es schon viel früher tun müssen. Ich habe gestern noch mal ein wenig gestöbert und was da im letzten Jahr tobte, war ein regelrechter Krieg zwischen Autoren und Rezensentengruppierungen. Da wurde ein Fehlverhalten eines Autors mit massivem Bashing gestraft und der und seine Anhänger schlugen wieder zurück. Es gibt eine Gruppierung, die sich angeblich gegen das Mobbing von Autoren auf Goodreads einsetzt, aber selbst nichts anderes macht, indem sie die privaten Adressen von „bösen“ Rezensenten auftreibt, sie veröffentlicht und quasi zum Abschuss freigibt. Das ist alles nicht mehr lustig. Ein riesiger Kindergarten.
      Zu sagen, dass die Leser nun nichts mehr über Autoren sagen dürfen, ist da natürlich der simpelste Ausweg – aber auch ein ziemlich feiger und einseitiger. Aber alles andere hätte wohl mehr Aufwand gefordert und die Rechte der Autoren stärker beschnitten, was nicht im Interesse von Goodreads/Amazon sein dürfte.

      • 2. Oktober 2013 14:15

        Dieses Drama letztes Jahr hab ich immer mal wieder mitbekommen. Allerdings war mir nicht ganz klar wie das ausgeartet ist, von wegen Adressen veröffentlichen und so. Das ist doch echt krank und keine Kritik der Welt wert (egal von welcher Seite).

  4. 26. Oktober 2013 11:49

    Vielen Dank für diesen wirklich tollen Blogpost. Die Entwicklung, die du ansprichst, bemerke ich leider auch. Wer sich als Buchkritiker versteht und nicht als kostenloses Marketinginstrument der Verlage und Autoren, der wundert sich bisweilen über die Entwicklung der Dinge und fragt sich, ob er sich die Mühe noch machen möchte, sich über Bücher zu äußern.

  5. 26. Oktober 2013 15:07

    Ich habe dich zitiert: Zwischen kuscheliger Nähe und stacheligem Gezänk:
    http://liebesromanleserin.blogspot.de/2013/10/zwischen-kuscheliger-naehe-und.html

    Mein Beitrag zum Thema

  6. 15. Januar 2014 21:52

    Ich hab die gesamte Diskussion relativ „live“ im I-Net verfolgt und die Entwicklung bei den Beautybloggern ähnlich kritisch zur Kenntnis genommen. Der Vorteil von Bloggern war, das ein Blogger, egal ob Beauty, Buch oder wer weiß was, ein unbekanntes Produkt von jemandem, der sich Werbung einfach nicht leisten konnte, bewerten konnte, um ihm eine Chance zu geben. Jetzt muß man sich, um eine Rezension/Werbung zu bekommen, einkaufen. Großartig. 😦
    Aber was ich nicht wußte, ist die Goodreads-Geschichte. Man kann keine negative Kritik mehr üben? What the hell? Negative Kritik hallte ich für unglaublich wichtig, viel wichtiger, als beweihräuchert zu werden. Ich kann es nicht fassen.

    Ps. Anmerkung. Ich habe live die Außernandersetzung des Möchte-Gern-Autors M.L. Mathias (an die Initialen kann ich mich nicht so genau erinnern) mitbekommen, der seine Rezensenten unfassbar schlecht behandelt hat. Dem dann auch noch „Recht“ zugeben, ist eine Katastrophe. Wurde Goodreads von einer Verlagsgruppe bestochen/gekauft?

    • 15. Januar 2014 23:38

      Also negative Kritik darf man schon noch üben, aber nur noch am Inhalt der Bücher selbst. Wenn sich ein Autor irgendwie benommen hat wie die Axt im Walde, dann darf man das auf Goodreads nicht mehr ansprechen oder als Grund dafür nennen, dass man seine Bücher nicht mehr lesen will.
      Dass Goodreads zu Beginn des Jahres von Amazon gekauft wurde hat sicher etwas damit zu tun, wie sie das Problem der Auseinandersetzungen zwischen Autoren und Lesern dann letztlich zu lösen gedachten.

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