Patricia C. Wrede: A Matter of Magic
„…she was going to be Mairelon’s ward. She wasn’t quite sure what that would mean, but it was certain to be interesting. […] She began to smile. After this, anything might happen.“
Autor: Patricia C. Wrede
Titel: A Matter of Magic (Mairelon, the Magician; The Magicians Ward)
Seiten: 448
Verlag: Orb 2010 (1991; 1997)
ISBN: 0765326329
Preis: ca. 13 €
Besonderheiten: Sammelband, keine deutsche Übersetzung
Die Versuchung: Liafu aus dem LS-Forum ist schuld. Sie mehrmals Titel dieser Autorin erwähnt und bei dem hier gefiel mir nicht nur das Cover sehr gut, sondern auch die Geschichte hörte sich genau nach meinem Beuteschema an. Und Geschichten von Mädels, die sich als Männer verkleiden, konnte ich ohnehin noch nie widerstehen.
Was habe ich erwartet? Was auf dem Klappentext stand. Eine Geschichte von Magie in historischem Setting mit etwas Recency Romanze.
Was habe ich bekommen? So ziemlich genau das, was ich erwartet habe: Zwei schöne, wenn auch nicht spektakuläre Romane im Stile von Diana Wynne Jones oder Phillip Pullman.
Seit sie klein ist, lebt die siebzehnjährige Kim auf der Straße und schlägt sich mit kleinen Gaunereien und Gelegenheitsjobs durchs Leben. Um nicht in einem der vielen Bordelle zu landen, verkleidet sie sich als Junge, auch wenn sie weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis jemand ihr Geheimnis entdecken wird.
Eines Tages bietet ihr ein Fremder ein kleines Vermögen, wenn sie in den Wagen des Magiers Mairelon einbricht und dort nach einer Silberschale Ausschau hält. Kim nimmt den Auftrag an, auch wenn sie kein gutes Gefühl dabei hat, einen Magier zu bestehlen. Prompt wird sie bei ihrer Tat erwischt. Doch anstatt sie der Gerichtsbarkeit auszuliefern, bietet Mairelon ihr an, mit ihm zu kommen, wohl wissend, dass ihre Fähigkeiten ihm nützlich sein können. Und so wird Kim in das Machtgerangel und die Intrigen der magisch begabten Oberschicht gezogen….
„A Matter of Magic“ ist ein Doppelband von zwei in den Neunzigern erschienenen Romanen um Kim und den Magier Mairelon. Zu meinem Leidwesen gibt es nicht mehr Romane über die beiden, mir hat dieses Buch nämlich sehr viel Freude bereitet.
Die Romane spielt in einer alternativen Vergangenheit während der Recency-Zeit. Wobei nur wenige Details, wie die Erwähnung der Länder Frankreich und England darauf hinweisen, dass es nicht komplett eine andere Welt ist.
Der erste Teil „Mairelon the Magician“ ist in meinen Augen der deutlich schwächere. Zwar ist das erste Kennenlernen zwischen Kim und Mairelon sehr amüsant, ebenso wie die darauf folgenden Sprechübungen, die ein wenig an Eliza und Dr. Doolittle aus Pygmalion erinnern, aber die eigentliche Story ist etwas schwach. Die silberne Schale, auf die Kim angesetzt war, gehört nämlich zu einem ganzen Set von magischen Artefakten und die muss Mairelon an sich bringen, um mit ihnen seinen Ruf wiederherzustellen. Nun ist er aber nicht der einzige, der hinter diesen Gegenständen her ist, es sind so viele andere daran interessiert, dass vor allem Leute wie ich, die Schwierigkeiten mit Namen haben, ganz rasch den Überblick verlieren. Eine nette Geschichte, ja, aber vergleichsweise unspektakulär und zeitweise etwas verwirrend.
Der zweite Band macht schon wesentlich mehr Spaß. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich enthülle, dass Kim nun Mairelons Lehrling ist und mit ihm in seinem Haus in London lebt. Und nun muss das ehemalige Straßenmädchen auf Drängen von Mairelons Tante plötzlich schöne Kleider tragen und soll sogar debütieren, worüber sie gar nicht begeistert ist. Zum Glück sind da noch die Lehrstunden mit Mairelon und ein versuchter Diebstahl in der Bibliothek, der ordentlich Wirbel in ihr Leben bringt.
Der zweite Teil unterscheidet sich, schon aufgrund seines anderen Schauplatzes, deutlich von dem ersten. Neben einem deutlich interessanteren Kriminalfall kommt hier auch das Zwischenmenschliche mehr zum Zuge. Man kommt den Charakteren näher, es gesellen sich neue exzentrische Figuren hinzu und ja, es gibt auch etwas Romantik in Kims Leben.
Alles in allem ein schönes, stimmungsvolles Leseerlebnis. Ich war froh, dass die Liebesgeschichte so subtil und dezent eingebaut war, nachdem mir dieser Aspekt bei moderneren Romanen dieser Art langsam ein wenig zu viel wird.
Ich würde Patricia C. Wrede am ehesten mit Dianna Wynne Jones vergleichen. Wer „Howls Moving Castle“ (Deutsch: „Sophie im Schloss des Zauberers“) mag, der wird mit diesem Buch auf jeden Fall auch seinen Spaß haben.
Eine deutsche Übersetzung gibt es leider nicht und ich würde auch nicht damit rechnen, dafür ist der Stoff nicht aktuell und spektakulär genug. Das Englisch ist ganz gut zu lesen, etwas Übung braucht man aber schon, auch weil Kims Straßenslang etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Wertung: 4 (von 5 Punkten)