[Rezension] Gayle Forman: Lovesong
Adam ist der klassische tragische Rockstar. Unglaublich populär, aber innerlich ausgebrannt. Den Spaß an der Musik hat er lange verloren, mit seinen Bandkollegen redet er nicht mehr, und alles, was ihn aufrecht hält, sind Tabletten und die Bemühungen seines Managers. Aber Adam leidet nicht nur am Erfolg, er leidet auch schon seit Jahren an einem gebrochenen Herzen. Seit seine Jugendliebe Mia ihn kommentarlos verlassen hat. Eines Nachts, als die Verzweiflung gerade besonders groß ist, sieht er, dass sie, die mittlerweile erste Erfolge als Cellistin feiert, ein Konzert gibt. Er kann nicht widerstehen und kauft sich eine Eintrittskarte. Hinterher möchte er wieder unauffällig verschwinden. Doch dann ruft ihn Mia zu sich …
Wie gesagt, „Lovesong“ habe ich mir gezielt als seichte Sommernachmittagslektüre gekauft. Deshalb hat es mich auch nicht sehr gestört, dass Adam so sehr das Klischee des leidenden Rockstars verkörpert und auch sonst vieles daran nicht besonders originell ist. Ich fand die Ausgangssituation sehr reizvoll und freute mich schon, die Annäherung des Rockers und der Cellistin in meinem Liegestuhl im Park miterleben zu dürfen. Kitsch kann so was Schönes sein.
Wie Schade, dass die Autorin sich bei diesem Buch, das so schön aufregend klang, irgendwo verkünstelt hat. Es gibt zwei Grundkonzepte dieses Buches: 1. Kapitel aus der Gegenwart und Kapitel, die Vergangenes erzählen, wechseln sich das ganze Buch hindurch ab. 2. Das Buch spielt in nur einer einzigen Nacht. Obwohl es schön sein kann, wenn ein Autor sich so ein erzählerisches Konzept bereitlegt, hier hat es dem Buch geschadet.
Die Rückblicke in die Vergangenheit waren zunächst noch spannend. Da ich nicht wusste, dass „Lovesong“ ein zweiter Band, nämlich die Fortsetzung von „Wenn ich bleibe“, ist, war ich neugierig, welche Puzzlestückchen mir da präsentiert werden und was für ein Gesamtbild sie ergeben – was ist da in der Vergangenheit zwischen diesen beiden Menschen passiert? Nach einer Weile merkte man aber, dass es eigentlich nicht genug zu erzählen gab für so viele Rückblicke und ihr Inhalt eigentlich immer dünner und nichtssagender wurde. Ich will gar nicht wissen, wie es mir ergangen wäre, hätte ich den ersten Band gelesen und von Anfang an gewusst, was da zwischen Adam und Mia gewesen ist. Dann hätte wohl der Wechsel in Adams Perspektive das einzig Neue dargestellt. Diese Art zu erzählen macht das Buch ab einem gewissen Punkt unnötig träge und langatmig und ich habe gemerkt, wie ich automatisch begonnen habe, Seiten querzulesen.
Was das „in einer Nacht“-Konzept angeht, hätte es durchaus funktionieren können, hätte die Autorin ihren Lesern nicht doch ein Ende mit Schleifchen drauf präsentieren wollen, statt mehr offen zu lassen. Viel zu einfach schieben sich am Ende Hindernisse beiseite – oder werden von den Protagonisten beiseite geschoben, was beide nicht unbedingt gut und verantwortungsbewusst aussehen lässt. „Lovesong“ ist eine sehr handlungsarme Geschichte, die auf mich – ohne den Vorgänger gelesen zu haben – ein wenig wie ein lauwarmer Aufguss wirkt. Es möchte wohl poetisch und bedeutungsvoll sein, aber im Grunde ist es ziemlich oberflächlich. Für ein Buch darüber, wie die beiden ihre Vergangenheit aufarbeiten, hätte es einen längeren Handlungszeitraum geben und das Buch hätte deutlich tiefer gehen müssen. So sind das alles schöne Worte, ohne viel dahinter, und zwei Protagonisten, die nicht genug Fleisch an den Knochen haben, um wirklich mit ihnen zu fühlen. Hauptsache Happy End.
Für einen Tag im Park war es in Ordnung, aber mich haben hinterher die 8,99 geschmerzt, die ich dafür bezahlt habe. Kann mir jetzt bitte jemand so eine richtig aufwühlende Rocker/Cellistin-Geschichte schreiben, voll mit Klischees und dramatischen Momenten, zum Lachen und Weinen und Aufseufzen, die ich zwischen diese hübschen Buchdeckel packen kann? Nein? Mist …
Wertung: 2,0 (von 5,0)